Biomarker spielen eine zunehmend zentrale Rolle bei der MS-Diagnose, sowie Einschätzung der Effektivität der MS-Therapie, insbesondere mit Blick auf das Erreichen eines NEDA-Status. Als messbare Kennzeichen biologischer Prozesse ermöglichen sie einen differenzierten Einblick in das Krankheitsgeschehen, oft noch bevor klinische Symptome auftreten. Dadurch können sie dabei unterstützen, die Wirksamkeit der laufenden Behandlung kontinuierlich zu überprüfen und zu bewerten, um notwendige Therapieanpassungen frühzeitig zu erkennen und umzusetzen. 

Die Messung dieser Marker erfolgt in der Regel durch den Vergleich ihrer Konzentration im Blut und im Nervenwasser (Liquor) im Rahmen einer Lumbalpunktion.

Aktuell relevante MS-Biomarker im Überblick

Vier Biomarker sind derzeit besonders relevant für die Verlaufsbeurteilung bei MS: 

  • Neurofilament-Leichtketten (NfL) 
    NfL sind Strukturproteine (Zelleiweiße), die unter anderem in den Fortsätzen (Axonen) von Nervenzellen vorkommen. Wird das schützende Myelin beschädigt, gelangen Bestandteile dieses Proteins zunächst in den Liquor und später auch ins Blut. NfL dient deshalb als hochsensitiver Marker für neuronale Schädigungen. Erhöhte NfL-Werte weisen auf ein größeres Ausmaß an Läsionen sowie auf eine verstärkte Hirnatrophie hin, das heißt auf ein verringertes Gehirnvolumen. Im Gegensatz dazu kann unter der Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Therapien ein Rückgang des NfL-Spiegels beobachtet werden.
  • Saures Gliafaserprotein (GFAP) 
    GFAP ist ein Marker für die Aktivierung bestimmter Gehirnzellen (Astrozyten) und spiegelt entzündlich-degenerative Veränderungen im ZNS wider. Besonders in fortgeschrittenen MS-Verläufen wird GFAP als ergänzender Biomarker zur Unterscheidung zwischen entzündlichen und neurodegenerativen Komponenten diskutiert.
  • Oligoklonale Banden (OKB) 
    OKB sind ein etablierter Aspekt der MS-Diagnostik. Sie bestehen aus speziellen Eiweißen, die entstehen, wenn bestimmte Abwehrzellen im Körper aktiviert werden und Antikörper produzieren. Ihr Nachweis im Liquor deutet auf eine anhaltende, also dauerhaft bestehende, entzündliche Immunreaktion im ZNS hin.
  • Kappa-freie Leichtketten (KFLC)
    KFLC im Liquor dienen als Marker für die Bildung von Antikörpern im Liquor und gelten als ergänzende Alternative oder Erweiterung zum klassischen OKB-Nachweis. Sie liefern Hinweise auf eine dauerhafte Immunaktivierung im ZNS.
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Biomarker eröffnen neue Perspektiven in der personalisierten MS-Medizin, doch sie ersetzen nicht die klassische Diagnostik. Vielmehr ergänzen sie das diagnostische Puzzle und helfen, Krankheitsverläufe individueller zu verstehen und gezielter zu behandeln.

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DE-NONNI-00939, Stand 08/2025