Stell Dir vor, Dein Neurologe sagt nach dem Kontrolltermin: „Es gibt keinerlei Auffälligkeiten.“ Was zunächst unspektakulär klingt, ist im Leben mit MS ein erfreuliches und bedeutendes Ergebnis. Es beschreibt genau das, was mit dem Fachbegriff NEDA gemeint ist: No Evidence of Disease Activity. Und das ist mehr als nur eine Momentaufnahme – es ist ein wichtiges Therapieziel!

Was bedeutet NEDA bei MS genau?

NEDA hat sich in den vergangenen Jahren zu einem zentralen Leitgedanken in der modernen MS-Therapie entwickelt. Ziel ist es, den Verlauf der Erkrankung so zu beeinflussen, dass sowohl klinisch als auch bildgebend und funktionell keine Anzeichen einer aktiven MS erkennbar sind. 

Konkret setzt sich NEDA aus drei Komponenten zusammen: 

  • dem Ausbleiben klinischer SchĂĽbe,
  • keiner nachweisbaren Zunahme der Behinderung (Behinderungsprogression) und
  • stabilen MRT-Befunden ohne neue oder größer werdende EntzĂĽndungsherde. 

Sind all diese Kriterien erfĂĽllt, spricht man vom sogenannten NEDA-3-Status. Dieser hilft dem behandelnden Arzt dabei, den Krankheitsverlauf systematisch zu bewerten und die Therapie entsprechend auszurichten.

NEDA-4

Neben der klassischen NEDA-3-Definition gibt es mittlerweile auch die erweiterte Variante NEDA-4. Hierbei wird zusätzlich die Veränderung des Hirnvolumens (Hirnatrophie) berücksichtigt, ein subtiler, aber bedeutsamer Indikator für neurodegenerative Prozesse, die klinisch oft zunächst unbemerkt verlaufen. 

Studien legen nahe, dass eine beschleunigte Hirnatrophie (Verlust von Gehirngewebe) mit einem ungünstigen Langzeitverlauf bei MS einhergehen kann. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Hirnatrophie unterschiedliche Ursachen haben kann – etwa neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz, aber auch natürliche Alterungsprozesse und Infektionen. 

Durch die Integration dieses vierten Kriteriums ergibt sich also ein noch umfassenderes Bild der Krankheitsaktivität, das potenziell auch stille, also symptomfreie Veränderungen abbildet.

Wie wird NEDA bei MS festgestellt?

Die Erhebung des NEDA-3-Status erfolgt auf mehreren Ebenen. Im Rahmen der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen prüft das Behandlungsteam, ob seit dem letzten Termin neue Symptome oder Krankheitsschübe aufgetreten sind. Ein Schub beschreibt eine plötzliche Verschlechterung neurologischer Funktionen, die mindestens 24 Stunden anhält und auf entzündliche Prozesse im zentralen Nervensystem (ZNS) zurückzuführen ist. 

Zusätzlich liefert die neurologische Untersuchung wichtige Hinweise darauf, ob sich bestehende Einschränkungen verschlechtert haben. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die sogenannte Expanded Disability Status Scale (EDSS), ein bewährtes Instrument zur Einschätzung der körperlichen Behinderungsprogression bei MS.

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Ergänzt wird diese klinische Einschätzung durch bildgebende Verfahren, insbesondere die Magnetresonanztomographie (MRT). Sie ermöglicht die Darstellung entzündlicher Aktivität im ZNS und gilt als wichtiges Instrument zur Überwachung des Krankheitsverlaufs. Bleiben auch hier neue Läsionen aus, kann NEDA als erfüllt gelten. 

Das Erreichen eines NEDA-Status deutet darauf hin, dass die MS zurzeit gut kontrolliert wird. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Patienten mit stabilem NEDA-Status langfristig von einem milderen Krankheitsverlauf profitieren. So sinkt nicht nur das Risiko für bleibende Behinderungen, sondern auch die kognitive Leistungsfähigkeit und die allgemeine Lebensqualität lassen sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit aufrechterhalten.

NEDA als Wegweiser in der MS-Therapie

Fazit ist, dass NEDA weit mehr ist als eine klinische Formel. Es ist ein Orientierungspunkt auf dem Weg zu einer möglichst kontrollierten und stabil verlaufenden MS-Erkrankung, mit weniger Krankheitsaktivität und erhaltener Lebensqualität. 

Damit dies gelingt, braucht es ein enges Zusammenspiel zwischen Arzt, Patient und den modernen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie. Ob durch klinische Untersuchungen, Bildgebung oder Biomarker: Je präziser die Kontrolle, desto zielgerichteter lässt sich handeln. 

Und selbst, wenn Patienten trotz optimaler Behandlung und sorgfältiger Kontrolle den NEDA-Status nicht erreichen oder ihn im Verlauf wieder verlieren, ist es keinesfalls ein Scheitern, sondern vielmehr ein Signal, gemeinsam mit dem behandelnden Arzt über Anpassungen der Therapie nachzudenken. 

Ein möglicher Schritt: Der Wechsel des Medikaments. Wichtig ist dabei stets, dass die Entscheidung individuell und unter Berücksichtigung von Wirksamkeit, Verträglichkeit und persönlicher Lebenssituation erfolgt. 

Hast Du Fragen zu NEDA? Stelle sie uns gern bei Facebook oder Instagram. 

Wir freuen uns auf Dich! 

DE-NONNI-00934, Stand 08/2025