Sommerzeit ist Urlaubszeit

Es ist Sommer – und das bedeutet auch: Endlich wieder länger draußen sitzen, im Café oder am Badesee die Sonne genießen und es sich an der frischen Luft rundum gut gehen lassen. Mit dem Sommer startet für viele Menschen zudem auch die Ferien- und Urlaubszeit: Statt langer Tage am Arbeitsplatz heißt es dann Abwechslung und neue Eindrücke. Auch für Menschen mit MS ist dies eine ideale Zeit, um Kraft zu tanken und den Alltag hinter sich zu lassen.

Was haben Hitze, MS und das Uhthoff-Phänomen miteinander zu tun?

Mit dem Sommereinbruch steigen aktuell auch die Temperaturen wieder rasant an. Eine Besonderheit bei MS ist dabei: Viele Betroffene sind hitzeempfindlich und reagieren darauf, indem sich bereits vorhandene MS-Symptome verstärken – man spricht dann von dem sogenannten Uhthoff-Phänomen. Diese Bezeichnung geht auf den Augenarzt Wilhelm Uhthoff zurück, durch den dieses Phänomen im Jahr 1890 erstmals beschrieben wurde. Er hatte festgestellt, dass es bei MS-Patienten zu einer vorübergehend eingeschränkten Sehschärfe kommen kann, wenn sie sich körperlich angestrengt hatten. Der Grund dafür ist eine temperaturabhängige Veränderung der Signalweiterleitung im Gehirn in den von der MS betroffenen Bereichen. Ein solcher „Pseudo-Schub“, bei dem sich neurologische Symptome vorübergehend verschlechtern, kann also durch alles ausgelöst werden, was auch die Körpertemperatur erhöht. Die gute Nachricht: Sobald die Temperaturen wieder sinken, verschwinden auch die Symptome – in der Regel nach 24 Stunden. Solltest Du solche Auswirkungen bemerken kontaktiere am besten Deinen behandelnden Arzt. Obwohl meist kein Grund zur Besorgnis besteht, solltest Du zudem darauf achten, dass Du gerade im Sommer regelmäßig Pausen einlegst, ausreichend trinkst und körperliche Anstrengung in der prallen Sonne vermeidest.

Sonne und Vitamin D bei MS – ein Erfolgsrezept für den Sommer

Bewegung spielt eine zentrale Rolle in unserer anatomischen Entwicklung. Bei vielen Menschen kommt dieser Aspekt im Alltagsleben allerdings zu kurz, vor allem dann, wenn die berufliche Tätigkeit hauptsächlich im Sitzen stattfindet. In diesem Punkt gibt es auch keinen Unterschied zwischen Menschen mit und ohne (chronische) Erkrankungen. Bei MS gilt jedoch darüber hinaus: Obwohl heutzutage zahlreiche MS-Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen, halten zahlreiche Experten Sport nach wie vor eine der effektivsten nichtmedikamentösen Symptombehandlungen. Die Vorteile sportlicher Aktivitäten können sich sogar positiv auf die Krankheitsprogression auswirken, weshalb die Bewegungstherapie auch einen festen Bestandteil der multidisziplinären Behandlung von MS-Betroffenen darstellt.

In den Sommermonaten lässt sich Sport sehr gut mit einem weiteren Faktor verbinden, der ebenfalls seit langem mit MS in Verbindung gebracht wird: Vitamin D. Dabei handelt es sich trotz seiner Bezeichnung nicht um ein Vitamin, sondern eine Hormonvorstufe. Das Besondere an Vitamin D ist, dass wir es sowohl bei ausreichender Sonnenzufuhr selbst produzieren als auch über die Nahrung aufnehmen können. Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung ist für zahlreiche Prozesse in unserem Körper, u. a. unser Immunsystem, unerlässlich.

Mit MS aktiv durch den Sommer

Für viele Menschen ist der Sommer damit eine perfekte Gelegenheit, um mit mehr Bewegung etwas Gutes für die Gesundheit zu tun. Im Folgenden geben wir dir gern ein paar Anregungen für Deinen aktiven Sommer an die Hand. 

Spazieren und Fahrrad fahren 

Der Spaziergang und die Fahrradtour sind echte Klassiker, die in fast jedes Bewegungsprogramm gehören. Beide sind auf lange Zeit gesehen kostengünstige Möglichkeiten der sportlichen Betätigung, die fast jedem Alter und jedem Gesundheitszustand angepasst werden können.

Gerade im Sommer gibt es zahlreiche Möglichkeiten für schöne und auch unterhaltsame Spaziergänge. Ob in der Natur oder Stadt: Die Möglichkeiten, sich während eines Spazierganges zu beschäftigen, sind fast grenzenlos. Vielleicht findest Du direkt in Deiner Nähe z. B. eine organisierte Nachtwanderung oder eine Führung zur lokalen Geschichte. Weit verbreitet ist auch das Geocaching, bei dem man anhand von Koordinaten versteckte „Schätze“ sucht. 

Mitunter gibt es auch Gruppen von Gleichgesinnten, die mit ihren Hunden spazieren gehen – oder Du genießt einfach für Dich die Bewegung im Freien. Darüber hinaus gibt es auch Sportpfade im Wald oder in Parks, die zum Teil mit Sportgeräten ausgestattet sind, und die man vor allem im Sommer zum Sport an der frischen Luft in Anspruch nehmen kann. 

Fahrräder gibt es in verschiedenen Ausführungen, die nicht nur bei MS an die jeweilige Einschränkung angepasst werden können. Regelmäßiges Fahrradfahren kräftigt die Beinmuskulatur und ist gut geeignet bei Fatigue, da es die Ausdauer verbessert. Sowohl das Spazierengehen als auch Fahrradfahren erhalten die Mobilität, bieten Erholung und können die soziale Interaktion fördern, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist. Darüber hinaus können mit dem Fahrrad alltägliche Besorgungen wie ein Einkauf erledigt und der ein oder andere Ausflug in die Natur unternommen werden. Das stärkt nicht nur die Mobilität, sondern auch die Unabhängigkeit. 

Schwimmen 

Ob im See, Meer oder Pool – das kühle Nass erfreut sich im Sommer einer großen Beliebtheit. Die Verringerung des Körpergewichts im Wasser wirkt sich nicht nur positiv auf die Ausdauer und damit Fatigue aus, sondern kann bei physischen Einschränkungen sogar die Bewegungsfreiheit erhöhen. Durch den Schwimmvorgang selbst wird zusätzlich noch die Arm- und Rückenmuskulatur trainiert und die Lungenfunktion verbessert. Das Beste ist, dass man kein Hochleistungssportler sein muss, um diese Effekte zu erzielen. Jeder kann den Schwimmstil wählen, der ihm oder ihr zusagt und bei dem man sich ge- aber nicht überfordert fühlt. 

Neben dem Schwimmen gibt es noch viele andere Aktivitäten, die man im Wasser machen kann. So ist z. B. Aquajogging gerade für MS-Patienten durch die Aktivierung des Gehens und die Förderung der Bewegungskoordination zu empfehlen. Ein kleiner Spaziergang durch ein Kneippbecken lässt die Körpertemperatur sinken. Es muss aber auch nicht immer sportlich zugehen, einfach nur im Wasser zu entspannen oder zu planschen ist speziell bei heißem Wetter ein erholsamer und angenehmer Zeitvertreib. 

Tauchen 

Tauchen ist ein Sport, der selten mit MS oder Einschränkungen allgemein in Verbindung gebracht wird. Dabei gibt es zahlreiche Tauchschulen, die sich auf das Tauchen mit Handicap spezialisiert haben. Beim Tauchen geht es weniger um die reine sportliche Betätigung als um das Erleben, denn neben der Unterwasserwelt umfasst es auch das soziale Miteinander. Tauchen ist ein sozialer Sport, der selten allein durchgeführt wird: Jeder Taucher bekommt vor Beginn eines Tauchgangs einen Tauchbuddy zugewiesen. Dadurch entstehen Zweiergruppen, die füreinander vor, während und nach dem Tauchgang verantwortlich sind. Ein Tauchbuddy hilft nicht nur beim Anlegen der Ausrüstung, sondern achtet auch stets auf die Sicherheit seines Partners. Einen Erfahrungsbericht aus erster Hand zum Thema Tauchen mit MS findest Du in unserer Mutmachgeschichte von Nicole. 

Golf 

Heutzutage erfreut sich Golf eines immer größer werdenden Zulaufs und bietet eine ganze Reihe an Vorteilen. Beim Golfen wird der gesamte Körper in einem individuellen Tempo bewegt. So können Spieler gehen, ohne dabei gehetzt zu werden, ihre Hand-Augen-Koordination trainieren, ihre gesamte Körpermuskulatur beim Abschlag einsetzen und ihre Konzentration steigern. Damit wirkt sich Golf positiv sowohl auf physische als auch auf kognitive Störungen aus. Ähnlich wie beim Tauchen ist vielen Menschen nicht bekannt, dass Golf ein inklusiver Sport ist, den Menschen jeden Alters und vielfältiger körperlicher Verfassung ausüben können. 

Eins ist beim Golfen jedoch unerlässlich: Ein passendes Set Golfschläger. Wer sich gerade am Anfang keine eigene Ausrüstung zulegen und erstmal Erfahrung im Sport gewinnen will, kann sich Schläger ausleihen. Viele Golfgeschäfte und -klubs bieten eine solche Vermietung von Schlägersets an, so dass man nicht gezwungen ist in teures Equipment zu investieren. 

Nordic Walking 

Beim Nordic Walking werden 90 % der Körpermuskulatur eingesetzt, weshalb diese Sportart ein hervorragendes Herz-Kreislauf-Training darstellt. Durch das Gehen können Spastiken reduziert, Paresen verbessert und, durch die Benutzung der Stöcke, die Koordination trainiert werden. Zusätzlich werden Arm- und Beinmuskulatur gestärkt und die Ausdauer verbessert. 

Die Geschwindigkeit spielt dabei eine große Rolle. Richtwert sind 100 bis 120 Schritte pro Minute, da man bei dieser Geschwindigkeit einen Trainingseffekt hat und sich zeitgleich nicht überanstrengt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass auf ein festes und bequemes Schuhwerk und passende Stöcke (beim Halten sollte ein Winkel von 90 Grad zwischen Ober- und Unterarm entstehen) geachtet wird. 

Zusätzlich zu diesen Beispielen gibt es natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, um im Sommer aktiv zu bleiben. Egal, wofür Du Dich entscheidest: Achte darauf, dass Du Dich nicht überanstrengst und Dir gegebenenfalls hinreichende Unterstützung z. B. von Trainern oder Begleitpersonen holst. Sprich gerne im Vorfeld auch mit Deinem Arzt und lass Dich beraten, von welchem Sport du individuell am besten gesundheitlich profitieren kannst. 

Waren die Tipps hilfreich oder möchtest Du Deine Erfahrungen vielleicht mit uns teilen? Dann schreib es uns gern auf Facebook oder Instagram – wir freuen uns auf Deinen Beitrag. 

Was auch immer Du diesen Sommer geplant hast, wir wĂĽnschen Dir eine hervorragende Erholung, wunderbare, neue Erlebnisse und ganz viel Zeit fĂĽr Dich und Deine Liebsten.

 

DE-NONNI-00921   Stand 07/2025