Sommer, Sonne, gute Laune – das tolle Wetter beschert uns in diesem Jahr nicht nur jede Menge SpaĂź, sondern auch viel Vitamin D. Und genau das wird auch immer wieder mit MS in Verbindung gebracht: In den letzten Jahren hat sich Vitamin D als ein möglicher SchlĂĽsselfaktor sowohl fĂĽr die Entstehung einer MS als auch fĂĽr den Krankheitsverlauf herauskristallisiert.Â
Vielleicht hast Du auch schon den ein oder anderen Bericht darüber gelesen. Damit Du besser einschätzen kannst, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es zu diesem Thema gibt, haben wir für Dich einige zentrale Fragen zu MS und Vitamin D beantwortet. Gleichzeitig ist es jedoch wichtig zu beachten, dass die Forschung zu MS und Vitamin D noch lange nicht abgeschlossen ist und dass es immer wieder Neuigkeiten auf diesem Gebiet gibt. Wir bleiben auf jeden Fall für Dich an diesem Thema dran und halten Dich auf dem Laufenden.
Was ist Vitamin D und wozu braucht es der Körper?
Wusstest Du, dass Vitamin D eigentlich gar kein Vitamin ist, sondern ein Hormon? Der Körper kann es bei ausreichender Sonnenbestrahlung – genauer gesagt durch UV-B-Strahlung – selbst herstellen. Du kannst Vitamin D auch ĂĽber die Nahrung aufnehmen, zum Beispiel durch fettreichen Seefisch (z. B. Lachs), Eigelb oder Leber. Allerdings reicht die Zufuhr ĂĽber Lebensmittel in der Regel nicht aus, um Deinen Bedarf vollständig zu decken.Â
Vitamin D ist an zahlreichen lebenswichtigen Funktionen im Körper beteiligt. Es spielt eine zentrale Rolle für den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel und unterstützt den Einbau von Kalzium in die Knochen. Auch für die Muskulatur ist es wichtig: Es stärkt Muskelkraft, Koordination und Reflexe. Zudem trägt Vitamin D zu einem gut funktionierenden Immunsystem bei.
Ist Vitamin-D-Mangel ein Risikofaktor fĂĽr MS?
Es gibt in der Tat immer mehr Hinweise darauf, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit einem erhöhten MS-Risiko verbunden sein könnte. Studien zeigen, dass Menschen aus Regionen mit geringerer Sonneneinstrahlung häufiger erkranken als jene, die äquatornäheren Regionen leben. Einen entsprechenden Zusammenhang bestätigte auch eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2024. Darin wurden mehrere Untersuchungen zusammen ausgewertet – ebenfalls mit dem Ergebnis, dass ein Vitamin-D-Mangel (definiert als <50 Nanomol pro Liter) mit einem erhöhten MS-Risiko in Zusammenhang stehen könnte.
Wer hat ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel?
Vitamin-D-Mangel tritt vor allem bei Menschen auf, die sich kaum oder gar nicht im Freien aufhalten oder dort, zum Beispiel aus religiösen Gründen, ihren Körper bedecken. Auch Menschen mit einer dunklen Hautfarbe bilden weniger Vitamin D als Menschen mit heller Haut. Mit dem Alter nimmt die Vitamin-D-Produktion automatisch ab, sodass ältere Menschen häufig zu geringe Vitamin-D-Spiegel aufweisen. Doch auch Säuglinge können betroffen sein. Dies kann zum einen daran liegen, dass in der Muttermilch wenig Vitamin D enthalten ist; zum anderen sind Babys meist nicht der direkten Sonne ausgesetzt, da sich ihr Schutzmechanismus der Haut erst noch entwickeln muss.
Was passiert bei einer Unterversorgung mit Vitamin D?
Zunächst muss zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel und einem wirklichen -Mangel unterschieden werden. Ein niedrigerer Vitaminspiegel kann Symptome wie Müdigkeit, eine erhöhte Infektanfälligkeit und Abgeschlagenheit hervorrufen. Ein krankhafter Mangel stellt sich meist erst nach Jahren der Unterversorgung ein. Dann kann es zu ausgeprägten Symptomen wie einer Störung des Knochenstoffwechsels kommen. Hast Du das Gefühl, dass Du betroffen sein könntest? Dann sprich mit Deinem Arzt darüber: Er kann Deinen Vitamin-D-Spiegel durch einen Bluttest bestimmen lassen.
Welche Effekte hat Vitamin D bei Multipler Sklerose?
Vitamin D wird eine immunmodulatorische und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben: Entzündungsfördernde Immunzellen werden gebremst, während entzündungshemmende Zellen unterstützt werden. Bei der MS als Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem fälschlicherweise die Myelinscheiden der Nerven an, was zu Entzündungen und Schäden im Nervensystem führt. Man geht davon aus, dass Vitamin D aufgrund seiner speziellen Eigenschaften dazu beitragen kann, das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen und den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen.
Kann Vitamin D in der MS-Therapie genutzt werden?
Es ist eine naheliegende Frage: Wenn Vitamin D immunmodulatorisch und entzündungshemmend wirkt – könnte man dann nicht hochdosierte Vitamin-D-Präparate in der MS-Therapie nutzen? So einfach ist es leider nicht: Eine weitere Meta-Analyse aus dem Jahr 2024 beleuchtete mehrere Studien dazu. Dabei zeigte sich, dass entsprechende Supplemente zwar den Vitamin-D-Spiegel im Blut erhöhten und dass es sogar zu Verbesserungen von MS-typischen Läsionen im Gehirn kam, die im MRT-Bild sichtbar wurden. Allerdings konnte kein klarer, konsistenter Effekt auf die Häufigkeit von Schüben, Fatigue, Behinderung oder Biomarker festgestellt werden. Die aktuelle ärztliche Leitlinie empfiehlt deswegen auch lediglich, dass der Vitamin-D-Spiegel bei MS-Betroffenen überprüft und ein eventueller Mangel durch Supplemente ausgeglichen werden sollte. Von speziellen Hochdosistherapien wird jedoch abgeraten. Dies gilt auch für die Einnahme von hochdosierten Vitamin-D-Präparaten in Eigenregie; warum Du einen solchen Schritt immer mit Deinem Arzt absprechen solltest, erfährst Du in der Antwort auf die nächste Frage.
Was passiert bei einer Ăśberdosierung?
Obwohl Vitamin D bei Multipler Sklerose eine wichtige Rolle spielt, gibt es auch ein „zu viel des Guten“ – und das kann wirklich kontraproduktiv sein. Die gute Nachricht: Wenn Du Vitamin D nur durch Sonnenlicht produzierst oder durch die Nahrung aufnimmst, musst Du Dir diesbezĂĽglich keine Sorgen machen. Wird Vitamin D jedoch zu lange und zu hoch dosiert als Supplement eingenommen, kann dies tatsächlich zu einer Ăśberdosierung fĂĽhren. Eine mögliche Folge ist eine Hyperkalzämie, also ein zu hoher Kalziumspiegel im Blut. Dieser kann nicht nur Nierenschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begĂĽnstigen, sondern auch Autoimmunerkrankungen wie die MS selbst negativ beeinflussen. Als generell ungefährlich gilt eine tägliche Dosis von 4.000 I.E. Vitamin D3. Doch auch hier ist es wichtig, immer zuerst mit dem Arzt zu sprechen und keine Supplemente eigenmächtig einzunehmen. Er kann am besten einschätzen, ob, wie viel und welche Vitamin-D-Präparate fĂĽr Dich sinnvoll sind.Â
Kanntest Du diese Zusammenhänge zwischen Vitamin D und Multipler Sklerose? Hast Du vielleicht sogar Erfahrungen mit Vitamin-D-Präparaten? Berichte es uns gern bei Facebook oder Instagram. Wir freuen uns auf Dich!Â
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DE-NONNI-00922, Stand 07/2025