Was genau ist eigentlich Liebe?

Liebe – jeder von uns definiert sie anders. Aber irgendwie ist es doch so, dass zumindest der Impuls naheliegt, erst einmal an Partnerschaft zu denken. Oder? Hollywood erzählt uns doch schließlich von nichts anderem als der großen, der einen Liebe. Für manche mag es die geben, für andere nicht. Das ist auch nicht schlimm, denn wir haben im Leben die Chance auf die unterschiedlichsten Arten dieses herrlichen Gefühls. Denn so wie deine MS viele Gesichter hat, so ist es auch bei der Liebe. Hier zeigen wir dir ein paar davon.

Es war einmal… Dating mit MS

Sollte man nicht umhinkommen und dem ersten Impuls folgen, die Liebe also in der Partnerschaft suchen, dann steht man bald vor der Frage: Woher nehmen? Denn vor dem „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ steht nun mal die Partnersuche. Mit mannigfaltigen Möglichkeiten. Zum Glück möchte man meinen, denn nicht jeder ist dafür geschaffen, Leute auf der Straße anzuquatschen und um ein Date zu bitten.

Ja, aber wie dann? Über Freunde, wenn man Statistiken glauben darf. Auf privaten Feiern, Hochzeiten oder weil man schlicht und ergreifend verkuppelt wird. In Deutschland verlieren so noch immer die meisten Menschen ihren Singlestatus. Weiter hinten folgen Club, Ausbildung, Studium, Schule und das Büro, wo man ja gemeinhin auch viel Zeit miteinander verbringen kann. Weitere „Klassiker“ sind der Verein oder ein Hobby. Ein großer Vorteil hier: Zumindest ein gesichertes gemeinsames Interesse bei dir und deiner/deinem Zukünftigen. Für Gesprächsstoff wäre also gesorgt. Die großen Gewinner in Sachen Partnervermittlung sind aber Dating-Apps. Immer mehr Menschen machen sich online auf die Suche nach dem richtigen Partner und werden, dank des breit gefächerten Angebots, auch fündig. Sollte man gerade keine Beziehung, sondern vielleicht eine Affäre, Freundschaft oder etwas ganz anderes suchen, so findet sich online sicherlich ebenfalls etwas Passendes. Doch wie immer gilt im Internet: Man sollte sich fragen, wie seriös das Angebot ist und welche (persönlichen) Informationen man bereit ist über sich preiszugeben.

Das gilt auch für Deine MS. Online wie auch offline. Was teilst Du mit wem? Wie offen möchtest Du über Deine Erkrankung sprechen? Gerade bei zwischenmenschlichen Beziehungen fällt es zu Beginn oft schwer, über seine eigene Gesundheit offen und ehrlich zu sprechen. Musst Du es vielleicht sogar? Nein, denn Du entscheidest selbst, wer wie viel über Dich und Deinen Gesundheitszustand weiß! Aber wenn aus dem One-Night-Stand möglicherweise doch eine Beziehung wird? Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein offenes Gespräch? Das ist schwer zu sagen und wir können Dir nur raten, auf Dein Gefühl zu hören, denn Du kennst Dich und Deine MS am besten. Mehr Infos zu diesem Thema findest Du hier.

…und sie lebten glücklich (mit MS) bis an ihr Lebensende!

Und dann ist es doch passiert. Der oder die Richtige ist gefunden. Die Musik schwillt an. Die Kamera zoomt langsam nach außen. Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Es könnte so schön sein, aber natürlich gibt es keine Garantie, dass eine Partnerschaft für immer hält. Im Jahr 2021 betrug die Scheidungsrate in Deutschland zum Beispiel immerhin fast 40 Prozent. Drei Hochzeiten und eine Scheidung also. Das ist allerdings kein Grund zum Verzweifeln, denn es gibt sie ja: Langfristig glückliche Beziehungen. Das ganze Leben lang. Ein Universalrezept dafür ist leider noch nicht bekannt, aber es gibt wohl ein paar Zutaten, die helfen, dass die lebenslange Liebe gelingt.

Wir sollten zum Beispiel nie den Fehler begehen, die Menschen in unserem Leben als selbstverständlich hinzunehmen. Oder die Dinge, die sie für und mit uns tun. Ein simples Danke schadet deshalb nie. Kleine Gesten und Zärtlichkeiten bewirken Wunder. Verbringt Zeit miteinander und sucht euch gemeinsame Aktivitäten. Geht spazieren, ins Theater, zu Konzerten. Egal, was es ist, genießt einfach die Zeit miteinander!

Der Fernseher sollte dabei zu Gunsten einer Unterhaltung allerdings ausbleiben, denn wie so oft zeigt sich, dass gute Kommunikation entscheidend ist. Sie verhindert, dass wir uns auseinanderleben oder kleine Problemchen zu unlösbaren Konflikten werden. Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Seid deswegen offen mit euren Bedürfnissen und Wünschen. Hattet ihr einen schlechten Tag und wollt eure Ruhe? Sagt euren Partnern, dass ihr eine halbe Stunde allein sein wollt. Regt euch etwas auf? Sagt, dass ihr jemanden zum Zuhören braucht.

Das gilt für alltägliche Dinge genauso wie für alles, was eure MS betrifft. Die Diagnose kann sich auch auf eure Beziehung auswirken und euch vor neue Herausforderungen stellen. Was sie aber nicht tun sollte, ist, euer gemeinsames Leben vollständig zu bestimmen. Sprecht über Sorgen und Ängste. Die gemeinsame Zukunft. Setzt euch Ziele und schmiedet Pläne, um sie zu erreichen. Das verbindet und schafft Vertrauen.

Wie sieht das konkret bei euch aus? Hattet ihr euren Menschen fürs Leben schon gefunden als ihr die Diagnose bekamt? Wie hat es eure Beziehung verändert? Wie meistert ihr euren Weg gemeinsam? Sagt es uns auf Facebook oder Instagram!

Die groĂźe Liebe ist erst der Anfang: Kinderwunsch und MS

Die Familie kann man sich nicht aussuchen, aber gründen kann man sie. In vielen Partnerschaften stellt sich deshalb irgendwann die Frage nach Kindern. Eins, zwei, drei, mehr oder überhaupt? Auch wenn die Liebe zum Kind, und die Elternliebe im speziellen, gerne mal zur höchsten Form des Gefühls stilisiert wird, sollte man sich davon nicht unter Druck setzen lassen. Auch nicht von Familie, Freunden oder der Gesellschaft im Allgemeinen. Denn natürlich ist es unbeschreiblich, ein Kind zu haben. Unbeschreiblich schön, unbeschreiblich anstrengend und etwas unbeschreiblich Intimes. Was, wenn es nicht so funktioniert, wie man es gerne möchte? Oder man sich wegen einer chronischen Erkrankung wie MS zusätzliche Sorgen und Gedanken macht. Kann ich meine MS an mein Kind vererben? Was ist mit Schüben während der Schwangerschaft? Stillen?

Die guten Nachrichten vorneweg. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass MS die Fruchtbarkeit beeinträchtigt oder das Komplikationsrisiko während der Schwangerschaft erhöht. Auch eine natürliche Geburt ist möglich, wenn Du das denn wünscht. Auch das Risiko die MS an Dein Kind zu vererben ist gering, denn MS ist keine klassische Erbkrankheit. Deine Therapie besprichst Du am besten mit Deinem Arzt, denn die meisten Medikamente sind während einer Schwangerschaft nicht oder nur eingeschränkt zugelassen, andere wiederum können fortgeführt werden. Bei manchen Behandlungen ist es möglich eine Schwangerschaft mit einer Behandlungspause abzupassen; während dieser Pause ist weiterhin ein Therapieschutz gegeben. Ähnliches gilt für das Stillen, das grundsätzlich auch bei MS empfehlenswert ist, falls gewollt und möglich. Nicht nur kann es die Bindung zu Deinem Kind fördern oder zum Aufbau des kindlichen Immunsystems beitragen, es kann darüber hinaus laut einiger Studien sogar Deine MS-Schubrate reduzieren. Erneut gilt: Die Fortführung der Therapie ist während des Stillens bei manchen Medikamenten möglich, lass Dich daher am besten rechtzeitig von Deinem Arzt beraten. Weitere Informationen zum Thema Schwangerschaft, Stillen und MS findest Du auch bei uns.

Mit und ohne MS: Freundschaften machen das Leben liebenswert!

Es muss aber nicht immer gleich die Beziehung sein. Eine Freundschaft kann genauso tief und dauerhaft sein wie die Liebe. Nicht ohne Grund tut es mindestens genauso weh, wenn wir einen guten Freund verlieren, als wenn eine Partnerschaft zerbricht. Wir sprechen hier also von zwei Gefühlen, die ähnlich intensiv sind. Und wir können unsere Freunde durchaus auch lieben. Rein neurologisch gesehen laufen sogar ähnliche Prozesse in unseren Köpfen ab. Oxytocin sorgt für die tiefe Bindung, Endorphine für das Glücksgefühl. Bei Erhalt der vollen Denkfähigkeit, was den Unterschied zum Verliebtsein darstellt. Die berühmten Schmetterlinge im Bauch sind nämlich nichts anderes als ein rauschähnlicher Zustand, in den wir durch den Neurotransmitter Dopamin versetzt werden.

Freunde geben uns Halt. Wir können sie mitten in der Nacht anrufen, wenn wir jemanden zum Reden brauchen. Sie geben uns Rat in schwierigen Situationen. Echten Freunden erzählen wir alles, manchmal sogar mehr als unseren Partnern. Freundschaften können uns verändern. Sie können uns Mut geben, etwas zu tun, was wir uns nie allein getraut hätten oder dafür sorgen, dass wir den Mut nicht verlieren.

Die MS kann eure Freundschaften verändern, zeigt euch vielleicht, wer eure wahren Freunde sind. Wie immer gilt: Reden, reden, reden. Erklärt euren Freunden, was mit euch los ist und seid offen für ihre Fragen zu eurer Krankheit. Nur so verschwinden Vorurteile und Verständnis entsteht. Auf unserer Webseite und den Social-Media-Kanälen können sich deine Liebsten außerdem zusätzlich informieren und Teil der MS-Community werden. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann eine Hilfe sein und wer weiß – vielleicht entstehen dort neue Freundschaften.

Übrigens fallen solche MS-Communities nicht selten auch in den Bereich des Altruismus. Der Begriff steht für unsere uneigennützige Liebe, die wir unseren Mitmenschen schenken. Z. B. indem wir ihnen in schwierigen Situationen beistehen, dafür investieren wir unsere Lebenszeit und Gefühle. Denn das ist auch ein Teil, der den Altruismus ausmacht, dass wir anderen helfen, auch wenn es manchmal zu unserem Nachteil ist. So funktionieren unter anderem auch Patientenorganisationen. Viele der Menschen, die in solchen Organisationen tätig sind, tun das aus Überzeugung und ohne Bezahlung.

Das interessante ist, dass wir nicht die einzige Spezies sind, die fähig ist andere aufopfernd zu lieben. Auch Ratten haben in Studien altruistisches Verhalten gezeigt. So lernten die Tiere Türen zu öffnen, um ihre gefangenen Artgenossen zu befreien, ließen sich dabei auch nicht von angebotenem Futter ablenken und teilten dieses sogar nach der Befreiung. Dieses prosoziale Verhalten wird in unserer Gesellschaft gefördert und belohnt. Denn am Ende können wir als soziale Wesen nur in einem sozialen Konstrukt bestehen.

Sich selbst mit MS lieben

„Wenn wir uns selbst nicht lieben, können wir andere Menschen auch nicht schätzen.“ Das Zitat stammt vom Dalai Lama und es bringt uns zu einer wichtigen Sache. Ob mit oder ohne MS: Jeder von uns muss mit sich selbst klarkommen, im Reinen sein sozusagen. Das nennt man Selbstliebe und die ist entscheidend für jeden von uns. Aber gerade für MS-Betroffene kann sie eine echte Herausforderung sein. Wie kann ich meinen Körper lieben, wenn er sich gegen mich wendet? Wenn mich ein Schub ausknockt? Mich Selbstzweifel und Ängste quälen? Das sind verständliche Fragen, aber so schwer es auch scheinen mag, sie dürfen nicht dein Leben bestimmen. Man muss lernen mit der MS zu leben, nicht für sie. Denn anders als bei anderen „Partnerschaften“ sollte man bei seiner MS keine Kompromisse eingehen.

Wie das gelingt? Zuallererst sollte man auf seinen eigenen Körper hören und die Signale, die er sendet, ernst nehmen. Wird mir alles zu viel? Schleppe ich mich weiter vorwärts, obwohl ich dringend eine Pause brauche? Stress ist für uns alle eine Belastung, aber für MS-Betroffene ist er ein ganz besonderes Risiko, da es Hinweise gibt, dass er die Symptome der Erkrankung verschlechtern kann. Sport, Entspannungstechniken, Yoga, Qigong. Die Liste an Dingen, die dem entgegenwirken können, und sich sogar positiv auf Deine Therapie auswirken können ist lang. Das kann dann auch schon der erste Schritt zurück zu Dir selbst sein. Zu mehr Selbstwert, Selbstachtung, Selbstliebe. Mehr Informationen zum Thema Stress und MS findest du auch hier.

MS und die Beziehung zu Tieren

Vor kurzem ist eine Frau mit einem Kinderwagen in die S-Bahn gestiegen. So normal, so unspektakulär. Eine Frau mit Baby eben. Bei näherer Betrachtung stellte sich aber heraus, dass der Inhalt dieses Wagens kein kleiner Wonneproppen, sondern ein nicht weniger propper und sehr betagter Mops war. 16 Jahre alt also, nicht mehr gut auf den Beinen aber sehr geliebt. Denn damit der Hund nicht nur in der Wohnung sitzt, fährt die Frau ihn eben im Kinderwagen spazieren.

Das zeigt eine weitere Facette unserer Fähigkeit zu lieben und was wir bereit sind, für unsere Liebsten zu tun. Für Menschen wie auch für Tiere. Wir sind soziale Wesen und sehnen uns deshalb instinktiv danach, unsere sozialen Bedürfnisse zu erfüllen. Das Faszinierende daran: Wir brauchen dafür nicht einmal unbedingt Mitglieder unserer eigenen Spezies. Eine Beziehung zu Hund, Katze, Maus kann genauso erfüllend sein. Die Liebe zu unseren vier-oder mehrbeinigen bzw. geflügelten Freunden ist dabei nicht nur schön, sondern hilft uns sogar gesundheitlich. Stresslevel und Blutdruck sinken, wenn wir unseren Hund streicheln oder Vogelgezwitscher lauschen. Schon lange hat man entdeckt, das tiergestützte Therapien helfen können, besser mit einer Krankheit umzugehen. Auch mit Deiner MS. Assistenzhunde können Dir helfen, Deinen Alltag zu meistern. Bei der Hippotherapie ist ein Pferd Dein Physiotherapeut oder einfach nur ein tierischer Kompagnon, der Dich fit hält, mit Dir durchs Leben geht und Dich ehrlich und aufrichtig liebt.

Was ist Dein ganz persönlicher Go love-Moment? Wir freuen uns darüber, wenn Du ihn mit uns und der Community teilst. Und vergiss bitte nie: Go love – Go for Life! Kompromissfrei und aktiv auch nach der MS-Diagnose!


DE-NONNI-00253 (08/2022)