Wechsel der Medikation bei MS: Fragen und Antworten
Das passende MS-Medikament zu finden, ist manchmal gar nicht so einfach. Natürlich wird Dein Arzt bei der Einstellung auf Deine MS-Therapie darauf achten, dass das Medikament zu Deinem Krankheitsverlauf, zu Deinen persönlichen Vorlieben (z. B. die Darreichungsform als Tablette oder Spritze) und zu Deinem Lebensstil (z. B. in Hinblick auf Deine Berufstätigkeit, Reisen, Familienplanung etc.) passt. Manchmal muss die Therapie jedoch auch wieder gewechselt werden. Eine solche Umstellung kann Fragen aufwerfen oder für Verunsicherung sorgen – dies zeigen auch verschiedene Beiträge zu diesem Thema aus dem Archiv unseres Expertenrats. Wir haben deswegen in dem folgenden Multiple-Sklerose-FAQ 10 häufige Fragen und Antworten zum Thema Therapiewechsel bei MS für Dich zusammengefasst.
Frage 1: Kommt es häufig oder eher selten zu einem Medikamentenwechsel bei MS?
Grundsätzlich gilt: Bereits bei der Ersteinstellung wird ein Medikament gewählt, das für den jeweiligen Krankheitsverlauf angemessen ist. Wenn also keine hochaktive Form der MS vorliegt, startest Du üblicherweise mit einer Basistherapie. Dies beinhaltet aber auch die Option, bei einem Fortschreiten der MS auf ein Medikament mit höherer Wirksamkeit, also auf eine Eskalationstherapie, zu wechseln. Eine Übersicht der verschiedenen MS-Medikamente und wann sie zum Einsatz kommen, findest du hier.
Dass die Therapie umgestellt wird, kommt dabei gar nicht so selten vor: Fast jeder zweite Patient wechselt innerhalb der ersten Jahre das Medikament. Zu bedenken ist auch: Eine chronische Erkrankung wie MS ist meist mit einer lebenslangen Therapie verbunden. Es können also auch noch weitere Wechsel folgen.
Frage 2: Worauf muss bei einem Medikamentenwechsel bei MS geachtet werden?
Verschiedene Faktoren müssen bei einem Therapiewechsel beachtet werden, etwa die sogenannten „Auswaschzeiten“ der Wirkstoffe – also wie lange es dauert, bis der Wirkstoff des vorherigen MS-Medikaments vom Körper ausgeschieden wurde. Mehr dazu kannst Du hier nachlesen. Des Weiteren müssen vor Einnahme eines neuen Medikaments einige Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Auch der Erkrankungsverlauf, Vorbehandlungen oder Begleiterkrankungen müssen berücksichtigt werden.
Frage 3: Habe ich ein Mitspracherecht bei der Auswahl/dem Wechsel meiner MS-Medikation?
Letzten Endes muss natürlich ein Arzt das Medikament verordnen. Dass Ärzte im Alleingang über einen Therapiewechsel entscheiden, ist heutzutage aber eher unüblich. MS-Betroffene sind häufig sehr gut über ihre Erkrankung informiert; zudem ist das sogenannte „Shared Decision Making“ mittlerweile meist Standard. Du solltest also in die Therapieentscheidung mit eingebunden werden.
Frage 4: Warum wird das Medikament gewechselt?
Wenn es trotz Immuntherapie zu einem Fortschreiten der Erkrankung kommt, kann dies der Anlass für einen Wechsel des Medikaments sein. Es kann jedoch noch weitere Gründe dafür geben – etwa, dass Nebenwirkungen auftreten. Und auch persönliche Faktoren können eine Rolle spielen. Weitere Infos dazu, warum ein Therapiewechsel erfolgen kann, erhältst Du in diesem Artikel.
Frage 5: Kann ich meine MS-Therapie bei Nebenwirkungen in Eigenregie pausieren oder sogar absetzen?
Experten sind sich einig: Davon wird fast immer abgeraten. Es kann erneut zu einer Krankheitsaktivität kommen, wenn die Medikamente nicht wie im Behandlungsplan vorgesehen eingenommen werden. Wenn die Behandlung ohne weitere Folgetherapie komplett ausgesetzt wird, kann die Krankheitsaktivität sogar stärker sein als vor dem Start der Therapie und zu bleibenden neurologischen Schäden führen (Rebound-Phänomen). Stattdessen solltest Du bei Nebenwirkungen immer mit Deinem Arzt besprechen, ob ein Wechsel möglich und/oder sinnvoll ist.
Frage 6: Warum muss ich so oft ein MRT machen? Ich bemerke die Krankheitsaktivität doch an meinen Schüben?
Das Tückische an der MS: Die Krankheit ist auch aktiv, wenn Du sie nicht spüren kannst. Ca. 80–90 % der Entzündungsaktivität der MS laufen unbemerkt ab. Es gibt also in vielen Fällen keine deutlich spürbaren Schübe, sondern schleichende Veränderungen über einen langen Zeitraum hinweg. Deswegen ist eine Kontrolle im MRT auf neue Läsionen so wichtig. So kann Dein Neurologe rechtzeitig erkennen, ob die Krankheit voranschreitet und die Therapie möglicherweise angepasst werden muss.
Frage 7: Was passiert, wenn unter Therapie im MRT neue Läsionen auftreten? Welche Folgen hat das für meine aktuelle Behandlung?
Sind neue Läsionen im MRT zu sehen, gibt es in den Leitlinien klare Empfehlungen für Ärzte, wie das Vorgehen in diesem Fall aussieht. Eine Eskalation der Therapie, also ein Wechsel in eine höhere Wirkstoffklasse, kann sinnvoll sein – manchmal ist es aber auch empfehlenswert, zunächst abzuwarten und den Verlauf engmaschig zu kontrollieren. Dies muss der Arzt aber immer individuell beurteilen und mit den Betroffenen besprechen.
Frage 8: Mit welcher Therapie starte ich?
Das ist von Deinem individuellen Krankheitsverlauf und Deinen persönlichen Vorlieben sowie Deinem Lebensstil abhängig. Bei einer MS, die mit mildem Verlauf diagnostiziert wurde, wird meist ein Basistherapeutikum der Wirkstoffkategorie 1 vom Arzt verschrieben. Bei Betroffenen, bei denen eine hochaktive Form der MS diagnostiziert wurde, kommt meist von Anfang an eine hochwirksame Therapie (aus den Wirksamkeitskategorien 2 oder 3) zum Einsatz. Eine Auflistung der MS-Medikamente der Wirkstoffkategorien 1, 2 und 3 findest Du unter folgenden Link.
Bitte beachte: Dein Arzt weiß am besten über Deinen Krankheitsverlauf Bescheid und wird mit Dir Deine persönlichen Therapieoptionen besprechen.
Frage 9: Wird bei dem Wechsel meines MS-Medikaments nur zur nächsthöheren Wirkstoffklasse gewechselt oder gibt es auch Wechsel innerhalb derselben Wirkstoffklasse?
Bei nicht ausreichender Wirksamkeit sind Wechsel von niedrigeren in höhere Wirkstoffklassen üblich. Wenn der Wechsel aufgrund von Nebenwirkungen, Unverträglichkeiten oder Faktoren, die den Lebensstil betreffen, zum Beispiel bei Adhärenz-Problemen, erfolgt, sollte dieser innerhalb derselben Wirkstoffkategorie stattfinden. Die Entscheidung darüber wird immer nach Abwägung aller individuellen Faktoren getroffen.
Frage 10: Multiple Sklerose – Tests und Untersuchungen: Welche sind notwendig bevor ich das neue Medikament erhalte?
Das hängt von den Medikamenten ab – sowohl dem bisherigen als auch dem neuen Medikament. Es können beispielsweise Blut- und auch MRT-Untersuchungen notwendig sein, bevor Du die neue Therapie starten kannst. Kläre diese Frage unbedingt direkt mit Deinem Arzt – er kann Dir am besten erläutern, welche Untersuchungen und Tests in Deinem konkreten Fall notwendig werden.
Viele Fragen, die Antwort ist fĂĽr den Einzelnen meist so individuell wie der Verlauf der MS. Allerdings hoffen wir, dass wir mit unseren Antworten etwas Licht ins Dunkel bringen konnten. Bitte beachte auch, dass dieser Artikel keine Beratung durch einen Arzt ersetzt. Bei Fragen zu deiner individuellen Therapie wende dich bitte an deinen behandelnden Neurologen.
Ăśbrigens: Viele Fragen zu Thema Therapiewechsel hat auch unser Expertenrat bereits beantwortet; das Archiv mit den Fragen aus der Community findet ihr hier.
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