PatientIn „Marc“ | 02. Mai 2020

Sehr geehrter Dr. Detlev Schneider,

leider schreibe ich erneut, da ich nicht mehr weiter weiß.

Ich habe versucht die Sache ruhen zu lassen, aber letztendlich bereitet mir das ganze Thema MS doch große Kopfschmerzen. Wie sie mir einmal geraten haben, habe ich auch einen Termin beim Psychologen machen lassen, jedoch ist dieser erst in 3 Monaten.

Falls Sie sich nicht genau an die Details erinnern, hier war einer meiner Ersten Beiträge:
https://www.leben-mit-ms.de/expertenrat/wie-fortfahren

Leider geht es wieder um die 1 bzw. 2 unspezifischen Läsionen die im 3T MRT gesehen wurden. Die Radiologin sah es alles ganz gelassen.

Aber ich kann leider immernoch nicht ganz glauben, dass das alles so zufällig ist, da ich ja Beschwerden hatte/habe.

Ich habe Angst, dass da was entsteht und mich dann leider keiner mehr Ernst nimmt.

(1) Wäre, in meinem Fall, eine Lumbalpunktion sinnvoll bzw. ratsam ?

(2) Die Radiologin meinte auch es sei keine Entzündung. Kann man das wirklich so erkennen und sagen es sei keine Entzündung ?

(3) Ich wurde vor knapp 2 Jahren "überfallen" und erlitt eine Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit und währenddessen Einkoten.
Ist das ausreichend um die unspezifischen Befunde im Gehirn zu erklären ?

Es tut mir Leid, dass ich schon wieder schreibe. Ich weiß, dass das hier eigentlich keine Seelsorge ist.

Lieben Dank.

Mit freundlichen Grüßen,

Marc

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Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|03. Mai 2020

Sehr geehrter Marc,

zu 1: eine Liquorpunktion (LP) halte ich bei Ihren Befunden für nicht erforderlich. Bei MS-typischen Befunden würde man eine LP zur differentialdiagnostischen Abgrenzung machen (Ursachenabklärung). Die unspezifischen Herde lassen sich nicht auf die klinische Symptomatik von Ganzkörpermissempfindungen, die symmetrischen sensiblen Störungen der Hände und auch nicht auf die Kopfschmerzen zurückführen.
zu 2: Die Radiologen können gut MS-typische von untypischen Befunden unterscheiden. Da Sie auch MRT-Verlaufsuntersuchungen ohne neue Befunde hatten und sich die Herde nicht verändert hatten, gibt es keine HInweise auf eine frische Entzündung.
zu 3: traumatische Läsion im Gehirn liegen an typischen Stellen meist in der Nähe der Gerhinrinde (dort wo das Gehirn gegen den Schädelknochen stossen kann). Es gibt auch ein sog. axonales Schertrauma mit Läsionen im inneren des Gehirnes. Diese Patienten haben dann allerdings schwere neurologische Ausfälle. Demnach sind Ihre Herde nicht traumatische einzuordnen.

Mit freundlichen Grüßen

PatientIn „Marc“ | 03. Mai 2020

"Da Sie auch MRT-Verlaufsuntersuchungen ohne neue Befunde hatten und sich die Herde nicht verändert hatten, gibt es keine HInweise auf eine frische Entzündung."

Das Gehirn MRT, wo die unspezifischen Läsionen gefunden wurden, war aber leider das letzte MRT welches ich gemacht habe.

Somit hatte ich keine Verlaufsuntersuchung. Worauf ich auch ehrlich gesagt wenig Lust habe, da ich endlich damit abschließen will und ich mir nicht nochmals ständige Sorgen um den Befund machen will.

(1) Abends habe ich auch oft diffusen Blitzschwindel. Kann gut sein, dass dieser psychosomatisch ist aber wenn dieser vom Gehirn ausgehen würde, wo wäre dann die Läsion zu finden ? Im Hirnstamm ?

(2) Die MRTs konnten ja keine organische Ursache für meine Missempfinden machen. Damit ist, ein diffuser Blitzschwindel der oft Abends einsetzt, mein einziges ungeklärtes Symptom. Dieser Schwindel tritt dann für ein paar Millisekunden auf und manchmal ist es wie eine Art Nervenentladung durch Hände und Füße. Das kann dann auch gehäuft auftauchen aber meistens Abends wenn ich alleine bin vor allem. Passt da irgendwas zu MS oder den unspezifischen Befund ?

Danke.

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Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|04. Mai 2020

Sehr geehrter Marc,

so wie ich Sie verstanden hatte, lag ein unauffälliges MRT von Kopf und HWS vor (1,5 Tesla). Dann hatten Sie noch ein weiteres machen lassen mit 3 Tesla. Es ist völlig normal, dass bei einer höheren Auflösung feine Strukturen abgrenzbar sind, die im "normalen MRT" mit 1,5 Tesla nicht sichtbar sind. Demnach gibt es keinen Anlass, an frische Herde zu denken. Würden Sie ein 6 Tesla MRT machen lassen würden Sie noch viel mehr unspezifische Strukturen finden. Sie müssen schon dem radiologischen Befund Glauben schenken, dass es sich um unspezifische Läsionen handelt und nicht um MS-Herde.
Ein Blitzschwindel ist kein Symptom einer MS und ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zentraler Ursache (nicht im Gehirn oder HWS). Eine HNO-ärztliche Untersuchung sollte die Ursache klären können oder es ist Ihre Vermutung nach zu folgen bedingt durch eine psychosomatischen Ursache.
Die Symptome passen nicht zu einer MS und nicht zu den unspezifischen radiologischen Befunden !

Mit freundlichen Grüßen

PatientIn „Marc“ | 03. Mai 2020

Danke Ihnen. Ich bin übrigens 22 Jahre alt, das kam glaube ich nie zur Sprache.

Ich hab noch eben einen anderen Begriff gefunden, der mein komisches Gefühl etwas besser beschreibt. Es ist eine Art blitzartiges Liftgefühl für ein paar Millisekunden welches meistens abends in serie also folge kommt.

Kommt immernoch ein HNO am besten infrage ? Wenn ja, würde ich mal dort einen Termin machen und mich dort untersuchen lassen ?

Ich frag hier extra nochmal nach, da jeder Arzttermin mich zusätzlich stresst.

Danke.

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Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|04. Mai 2020

Sehr geehrter Marc,

ja, ein HNO-Arzt kann durch Funktionstests (u.A. einer kalorischen Spülung) sehr gut die Funktion der Vestbularorgane untersuchen. Ihn sollten Sie ganz genau nach der Ursache fragen.

Mit freundlichen Grüßen 

PatientIn „Marc“ | 04. Mai 2020

Tut mir sehr Leid Sie nochmals zu stören, aber sehen Sie bei meiner Symptomatik und meinen Befunden ein Risiko, dass sich daraus noch irgendwas ernsthaftes (MS oder ähnliches) entwickelt ?

Ich sehe ja dass meine Symptomatik nicht zu einer MS passt, dennoch habe ich Angst.

Außerdem habe ich übrigens morgen schon einen Termin beim Psychologen deswegen bekommen. Dann kann ich hoffentlich hiermit abschließen :)

Danke nochmals für Ihre Antworten.

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Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|04. Mai 2020

Sehr geehrter Marc,

was bei Ihnen vermutlich vorliegt und ebenso krank machen kann wie eine MS ist eine Angsterkrankung. Man nennt diesen Zustand auch Hypochondrie (https://de.wikipedia.org/wiki/...). Der Termin bei einem Psychologen ist sicher richtig und gut. Aber Sie sollten sich darauf einstellen, dass nicht mit einer Sitzung allein das Problem aus der Welt ist. Dazu bedarf es eines guten Therapeuten und einer langwierigen Behandlung. Aber die meisten Patienten finden einen Weg, die Angst überwinnen zu können. Den wichtigsten Schritt mit dem morgigen Termin haben Sie bereits gemacht.

Mit freundlichen Grüßen

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