PatientIn „Natra“ | 06. Juni 2024

Sehr geehrter Herr Sievers, Sehr geehrter Herr Schneider,

bei mir wurde ein MRT vom Kopf und von der HalswirbelsĂ€ule gemacht. Das MRT von der HalswirbelsĂ€ule war unauffĂ€llig. Beim MRT vom Kopf stand folgende Beurteilung: "Vereinzelte Marklagergliosen jeweils ohne expansiven Charakter in der FLAIR (ca. 5. StĂŒck) mit eher unspezifischer Verteilung. Nicht eindeutig MS-typisch, Je nach Klinik ggf. Verlaufskontrolle empfohlen". Seit 6 Wochen habe ich Symptome wie Kribbeln am linken Unterbein, Unterarm und links an der SchlĂ€fe. Das Kribbeln hat sich nach 3 Wochen auf beide Waden verteilt, sowie auf beide Backen und auf beiden SchlĂ€fen. Ich habe keine MuseklschwĂ€che, keine Gleichgewichts- oder Koordinationsstörungen, keine Gangunsicherheit, Augen sind intakt (geprĂŒft), keine MĂŒdigkeit, keine sonstigen motorischen Störungen. Es ist "nur" das Kribbeln. Meine Neurologin empfiehlt eine Lumbalpunktion zu machen, um andere EntzĂŒndungen auszuschließen und nochmal das zentrale Nervensystem anzuschauen und auf MS zu prĂŒfen, weil die Symptome nicht besser werden und sie sich auf andere Körperteile verteilen. Nachdem erstmal die Diagnose "nicht eindeutig MS" war, habe ich nun große Sorgen, dass ich doch von MS betroffen bin. Ich möchte nachfragen, ob in dem Fall eine Lumbalpunktion tatsĂ€chlich notwendig ist und wie wahrscheinlich es ist, dass ich doch MS habe.

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Carsten Sievers
Neurologe|06. Juni 2024

Hallo Natra,

in der Zusammenschau halte ich MS fĂŒr nicht wahrscheinlich weil die Beschwerden sich nach kurzer Zeit symmetrisch auf beide Körperseiten ausgebreitet haben und die LĂ€sionen im MRT wohl nicht MS-typisch aussehen und verteilt sind. Eine Liquoruntersuchung könnte trotzdem sinnvoll sein um andere Krankheiten auszuschließen.

MfG

PatientIn „Natra“ | 06. Juni 2024

Sehr geehrter Herr Sievers,

ich danke Ihnen ganz herzlich fĂŒr Ihre Antwort. Das ist wirklich ganz toll. Großes Lob an Sie.

Mein Kribbeln war ja zunĂ€chst nur auf der linken Seite und ist nach 3 Wochen symmetrisch auf die rechte Seite ĂŒbergegangen.
Das am Arm ist nur gelegentlich und das an beiden SchlĂ€fen war zwischenzeitlich besser, ist nun aber wieder mehrmals da. Das Kribbeln an beiden Waden war zu Beginn, also vor 6 Wochen aber gar nicht da, sondern ist seit 3 Wochen gekommen. Vor 3 Wochen war ich bereits bei der Neurologin und dort wurde ich entlassen mit „alles ist gut“ und die Verlaufskontrolle machen wir in 6 Monaten. Nachdem die Symptome an den Waden neu aufgetreten sind, haben wir mit ENG das Nervenleitsystem an den FĂŒĂŸen geprĂŒft, hier war alles super.
Aufgrund der neuen Symptome an den Waden und das es an den SchlĂ€fen nicht weggeht, empfiehlt sie die Lumbalpunktion. Nachts schlafe ich sehr schlecht, weil mein Hinterkopf kribbelt. Es ist, wie man die ganze Zeit GĂ€nsehaut hat. Manchmal kribbelt es komplett auf der linken Seite von Kopf bis Fuß.
Wenn ich meinen Nacken massiere bzw. drĂŒcke, kribbelt es runter bis zu den Waden und FĂŒĂŸen. Nachts schlafe ich sehr schlecht, weil mein Hinterkopf kribbelt. Es ist, wie man die ganze Zeit GĂ€nsehaut hat. Manchmal kribbelt es komplett auf der linken Seite von Kopf bis Fuß.
Wenn ich meinen Nacken massiere bzw. drĂŒcke, kribbelt es runter bis zu den Waden und FĂŒĂŸen. Nachts schlafe ich oft/nicht immer sehr schlecht, weil mein Hinterkopf kribbelt. Manchmal kribbelt es komplett auf der linken Seite von Kopf bis Fuß. Es ist wie GĂ€nsehaut ĂŒber die ganze Seite. Das hört dann aber auch schnell wieder auf. Deutet das auf MS?

Wenn ich sehe was mit der Lumbalpunktion alles ausgeschlossen werden kann, wurde bereits alles ausgeschlossen durch MRT vom Kopf und HalswirbelsĂ€ule. Die Anzeichen bleiben dann höchstens bei MS. Die Frage ist, welche EntzĂŒndungen mit der Punktion noch ausgeschlossen werden sollen außer das zentrale Nervensystem. Ich habe mir hier die Erkrankungen angeschaut und keine Symptome passen bzw. wurden bereits ausgeschlossen. Meine Symptome passen höchstens zu MS, aber auch das sehr unwahrscheinlich. Soll ich die Lumbalpunktion trotzdem machen?

Hirn- und RĂŒckenmarkstumore
Krebsbefall der HirnhÀute, zum Beispiel bei Lymphomen
entzĂŒndliche Erkrankungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der HirnhĂ€ute (Meningitis)
Infektionskrankheiten (Lyme-Borreliose, Neurosyphilis und andere)
Subarachnoidalblutung
Multiple Sklerose

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Carsten Sievers
Neurologe|06. Juni 2024

MS wird nach der genaueren Schilderung komplett unwahrscheinlich. Die MRT-LĂ€sionen erklĂ€ren ihre Beschwerden nicht. Es gibt ZNS-Krankheiten, die nur durch eine Liquoruntersuchung auffallen, wenn ihre Neurologin meint diese Untersuchung sei sinnvoll sollten sie sie machen. Eine LP ist keine große Sache, die Angst davor ist meist unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸig groß.

PatientIn „Natra“ | 10. Juni 2024

Hallo Herr Sivers,

ich muss Ihnen nochmal schreiben, weil sich meine Symptome nochmal geĂ€ndert haben. Schon zu Beginn (vor ca. 6-7 Wochen) war stets die linke Seite betroffen. Ich habe das GefĂŒhl das sich die komplette linke Körperseite von Kopf bis Fuß anders anfĂŒhlt als die linke. Das macht sich folgendermaßen bemerkbar: leichte Kopfschmerzen hinten unten links, Nackenschmerzen links, linkes Auge schmerzt (keine Sehstörung), leichte Schmerzen am Unterbein, Wade, Oberschenkel, Unterarm. Zudem habe ich das GefĂŒhl das ich links nicht mehr so lange was schweres tragen kann wie rechts. Eine MuskelschwĂ€che ist aber nicht zu erkennen. Ich kann beide Arme und Beine muskulĂ€r belasten. Nur habe ich das GefĂŒhl, dass ich links schneller Kraft verliere. Gleichzeitig habe ich keinerlei motorische Störungen, auch die SensibilitĂ€t ist komplett vorhanden. Das merkwĂŒrdige ist, dass ich keinerlei Störungen habe aber es sich trotzdem komisch anfĂŒhlt. Es ist wirklich sehr diffus, schwer zu beschreiben und kaum greifbar. AuffĂ€llig ist, dass beim Massieren des Nackens es bis zur Wade und Fuß kribbelt (wie GĂ€nsehaut). AuffĂ€llig ist zudem auch, dass ich morgens ohne Anstrengungen oder Grund schwitze. Das Kribbeln an beiden Waden war nun 3 Tage verschwunden und ist wieder da. Eine Durchblutungsstörung schließen die Ärzte aus. Es muss was neurologisches sein, wird mir gesagt. Bei der ENG war aber an beiden Beinen alles super.

Ich frage mich, was es anderes sein kann außer MS. Mit dem MRT Kopf und MRT HalswirbelsĂ€ule hat man MS eigentlich ausgeschlossen bzw. die 5 Marklagergliosen waren nicht eindeutig der MS zuzuordnen. Auch die Symptome bzw. die ersten Anzeichen der MS passen eigentlich außer der Kribbeln kaum zu meinen Symptomen. Ich habe auch ein BelastungsEKG gemacht, hier war alles super, außer das ich irgendwann aufhören musste weil mein linkes Bein geschmerzt hat. Hier auch die linke Seite als Auslöser, warum ich aufhören musste.

Am Donnerstag ist die Lumbalpunktion. Ich habe mittlerweile keine große Sorge davor, frage ich mich aber was da außer MS rauskommen kann. Alles was mit einer Lumbalpunktion ausgeschlossen werden kann, wurde doch schon ausgeschlossen.

Sie hatten geschrieben das ein symmetrisches Verlauf nicht auf MS deutet. Es war auch ein symmetrischer Verlauf, vor allem mit den Waden und dem Pochen am Auge. Nun konzentriert sich aber alles auf die linke Seite, daher nochmal die Nachfrage und Bitte um Ihre EinschÀtzung. Deutet das doch auf eine MS? Falls nicht, haben Sie eine ErklÀrung oder Empfehlung? Soll ich damit evtl. zum OrthopÀden?

Ich danke Ihnen ganz herzlich im Voraus.

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Carsten Sievers
Neurologe|10. Juni 2024

An meiner bisherigen EinschĂ€tzung Ă€ndert das nichts. warten sie das Ergebnis des Liquorbefundes ab. Einen sinnvollen Ansatz fĂŒr einen OrthopĂ€den kann ich nicht erkennen.

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