PatientIn „LG“ | 07. Feb. 2024

Sehr geehrter Herr Dr. Schneider,

ich habe mich bereits mehrmals mit einem Anliegen an Sie gewandt und bitte Sie nochmals herzlich um Ihre EinschÀtzung.

MĂ€nnlich, 43 Jahre.

Kurz zu meinen damals beschriebenen Symptomen:
- Missempfindungen an beiden Fußsohlen seit Anfang September 2022 (Kribbeln/Prickeln).
- Missempfindungen in beiden Beinen.
- Im Februar 2023 traten Missempfindungen im Gesicht auf beiden Seiten auf.
- An beiden HandinnenflÀchen nicht sichtbare Faszikulationen
- generalisierte Muskelzuckungen am ganzen Körper.
- Empfundene SchwÀchen in Beinen und Armen, Zittern bei Anstrengung.

Die Untersuchungen damals:
MRT von Kopf und HalswirbelsÀule (HWS) am 26.11.2022: unauffÀllig.
MRT von Brust- und LendenwirbelsÀule (BWS/LWS, HWS bis zum 6. Halswirbelkörper): am 14.01.2023: unauffÀllig.
Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) und somatosensorisch evozierte Potenziale (SEP) des Nervus tibialis am 26.01.2023: unauffÀllig.

MRT im April 2023: Infratentoriell zeigt sich rechtsseitig im Kleinhirn eine ca. 3 mm große T2-hyperintense SignalverĂ€nderung, die bereits in einer frĂŒheren externen Untersuchung zu erkennen war.

Im August 2023 trat Schwindel auf, der nach etwa 4-6 Wochen abklang. Es handelte sich nicht um Drehschwindel und war auch im Sitzen bei Monitorarbeit spĂŒrbar. Der Schwindel ereignete sich erstmals im Freien unter direkter Sonneneinstrahlung. Ein vom Hausarzt angeordnetes Kopf-MRT ergab denselben Befund wie das MRT im April. Die LĂ€sion im Kleinhirn wurde als unspezifische Gliose eingestuft.
Bei einer anschließenden Untersuchung durch einen Neurologen wurden erneut eine SEP-tibialis und eine EMG Untersuchung der Wadenmuskulatur beiderseits durchgefĂŒhrt, beide ohne Befund. Eine Liquoruntersuchung wurde als nicht notwendig erachtet. Der Schwindel ist nur manchmal und kurzzeitig vorhanden.

Seit etwa 2 Wochen plagen mich erneut eine gefĂŒhlte MuskelschwĂ€che in Armen und Beinen sowie verstĂ€rkte Muskelzuckungen. Nachts kribbeln meine kleinen und Ringfinger und schlafen ein. Ich verspĂŒre ein VibrationsgefĂŒhl am ganzen Körper, doch die Muskelkraft scheint unverĂ€ndert (KlimmzĂŒge, LiegestĂŒtze, alles wie gewohnt).

Herr Dr. Schneider, ich weiß, dass Sie keine Fragen zu ALS beantworten, aber könnte es sein, dass ich die ganze Zeit in die falsche Richtung geschaut habe? Gegen ALS spricht, dass meine Symptome anfangs sensorischer Natur waren, symmetrisch auftraten und die Muskelzuckungen generalisiert am ganzen Körper waren. Die EMG-Untersuchung der Wadenmuskulatur ein Jahr nach dem ersten Auftreten der Symptome war ebenfalls ohne Befund. Ist ein EMG der Waden ausreichend oder sollten weitere Muskelgruppen untersucht werden? Herr Dr. Sievers erwĂ€hnte in neuesten BeitrĂ€gen, dass bei ALS Fazikulationen auftreten können, allerdings sind sie dann immer vorhanden und nicht wechselnd an- und abgeschaltet. Bisher sind meine Faszikulationen glĂŒcklicherweise nicht 24/7 aktiv. HĂ€tte ich nach 1,5 Jahren auch motorische AusfĂ€lle zeigen mĂŒssen? Wie wĂŒrden Sie die Situation basierend auf diesen Informationen einschĂ€tzen?

Ich bitte Sie herzlich um Ihre EinschÀtzung, da meine LebensqualitÀt nach
1,5 Jahren merklich gesunken ist.

Vielen Dank!

Profilbild des Experten

Deine Frage beantwortet

Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|08. Feb. 2024

Sehr geehrter LG,

eine MS ist nach wiederholt unauffĂ€lligen MRT-Untersuchungen nicht vorhanden. Die Symptome wĂ€ren auch sehr ungewöhnlich fĂŒr eine MS wegen der Symmetrie der sensiblen Beschwerden und und der distalen Betonung. Auch eine ALS ist nicht vorhanden. Ein unauffĂ€lliges EMG zeigt dies. Ein Schwindel ist vieldeutig, hĂ€ufig und in der Regel nicht Folge einer zentralen Ursachen. Ihre Schilderung erweckt den Eindruck, als lĂ€ge eine psychosomatische Ursache zugrunde, da an so vielen unterschiedlichen Stellen des Körpers Beschwerden an ganz verschiedenen Organsystemen bestehen (Sensorik, Motorik, Schwindel). Vielleicht ist die Ursache nur die Angst erkrankt zu sein. Alle unauffĂ€lligen Befunde sprechen dafĂŒr. Meines Erachtens wurde alles untersucht, was untersucht werden muss. Eine Behandlung der Angst vor Erkrankungen muss erfolgen.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen

Die BeitrĂ€ge werden unverĂ€ndert ĂŒbernommen. Es erfolgt keine PrĂŒfung oder Korrektur von Rechtschreibung, Grammatik oder darin getĂ€tigter Aussagen. FĂŒr die Richtigkeit, VollstĂ€ndigkeit und AktualitĂ€t dieser BeitrĂ€ge ĂŒbernimmt die Merck Healthcare Germany GmbH keine Verantwortung.