PatientIn „Alex“ | 16. Juli 2023

Sehr geehrtes Expertenteam,

ich (m, 31, keine Vorerkrankungen, sportlich, keine Familiäre Vorbelastung bis auf häufig vorkommende Schlafapnoe) leide seit über drei Jahren an diversen neurologischen Symptomen. Angefangen hat es mit leichten Kribbelmissempfindungen im Sommer 2020. Dabei handelte es genauergesagt sich um ein Gefühl von leichter Verspanntheit und einem leichten Pieksen und Kribbeln in allen vier Gliedmaßen. Diese Gefühle hielten meist einige Minuten an und verschwanden bei Entspannung, jedoch entwickelte ich in dieser starke Zeit Krankheitsängste bezüglich MS.
Daraufhin wurden beim Neurologen SEP Messungen gemacht, die anscheinend langsam waren. Der Neurologe war aber nicht sonderlich beindruckt davon (schob es auf die Länge meiner Arme und Beine?). Weiterhin erfolgten neurologische Untersuchungen der Reflexe, ein MRT des gesamten ZNS (mit Kontrast) sowie diverse Blutwerte, alle ohne Auffälligkeiten. Daraufhin wurde ich entlassen und meine Symptome besserten sich auch. Allerdings trat 2021 eine Art Fallgefühl (ohne dass ich kurz davor war wirklich zu fallen) auf, vor allem beim Betreten von hell beleuchteten Hallen oder engen Räumen. Dieses Gefühl konnte ein bis zwei Sekunden dauern und löste regelrechte Panikattacken in mir aus. Zudem hatte ich auch eine Art "pulsierendes" Gefühl im Kopf. Weiterhin bemerkte ich immer mal wieder ein leichtes Brennen (wie ein leichter Sonnenbrand) an den Fußoberseiten, seltener auf dem Handrücken, was oft nachts auftrat und beim hochstellen der Füße besser wurde. Das Temperaturempfinden an sich funktierte aber normal. Eine weitere neurologische Untersuchung zeigte keine Änderung der SEP Werte von 2020, zudem bat ich um ein weiteres MRT welches ebenfalls keine Veränderung anzeigte. Untersuchungen beim Kardiologen und HNO Arzt zeigten keine Auffälligkeiten.
Nun hielten all diese Symptome bis 2023 an, wobei das Fallgefühl zeitweise komplett verschwand. Aber auch die anderen Symptome hatten Phasen, in denen sie verschwanden.

Nach einer schweren Trennungsphase im Frühjahr 2023 kamen dann
neue Symptome dazu: dieses mal waren es ein Gefühl der Übererregung (inkl. ein leichtes Prickelndes Gefühl was schwer zu beschreiben ist) in den Armen, im Mundbereich sowie das Gefühl von schweren Beinen, öfters auch ein Brennen in den Oberschenkelmuskeln (wie nach einem Sprint), welche allsamt mit Ruhe im Bett geringer werden oder verschwinden. Ich trainiere zwar oft besagte Körperpartien, allerdings hatte ich nie solche Symptome gehabt.
Beim Neurologen wurden dann nochmals einige Untersuchungen (Reflexe, Gehen, Koordination etc.) sowie neue Blutuntersuchungen gemacht (es wurden leicht erhöhte Harnsäurewerte gemessen, ansonsten ohne Auffälligkeiten), ein MRT wurde aber abgelehnt mit der Begründung, dass eine organische Ursache beim letzten Mal (2021) sichtbar hätte sein müssen und schob es auf psychosomatische Ursachen, allerdings bin ich extrem verunsichert da mit den neuen Symptomen von diesem Jahr kein MRT gemacht wurde.
Ist dieses in diesem Falle Ihrer Meinung nach empfehlenswert?

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Carsten Sievers
Neurologe|17. Juli 2023

Hallo Alex,

ihre detailierte Beschreibung der Beschwerden, Befunde und des Verlaufs machen eine Einschätzung gut möglich. Eine MS haben sie sicher nicht aus einer ganzen Reihe von Gründen. Viele ihrer Beschwerden, wohl alle sind recht typisch für eine psychosomatische Krankheit, es kann auch eine Angsterkrankung zugrunde liegen. Hier sollte der Therapieansatz gewählt werden und nicht in weiteren organischen Ablärungen wie etwa einem MRT.

MfG

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