PatientIn „Lalo“ | 06. MĂ€rz 2020

Sehr geehrtes Expertenteam,

Danke fĂŒr die schnelle und ausfĂŒhrliche Antwort auf meine Fragestellung.

Das ganze macht mich auch sehr stutzig, eigentlich mĂŒsste ja (nach meinem VerstĂ€ndnis) bei solch ausgeprĂ€gten Symptomen in den Beinen bzw. dem linken Bein mindestens eine spinale LĂ€sion zu finden sein.

Oder ist es tatsĂ€chlich möglich, dass allein dieser eine periventrikulĂ€re Herd, der in den Arztbriefen oft sogar nur als "entzĂŒndungssuspekt" oder "entzĂŒndlich anmutend" bezeichnet wird, fĂŒr all diese Symptomatik verantwortlich ist?

Es scheint ja bei mir, schaut man sich die SSEP-Ergebnisse an, schon eine axonale SchÀdigung (wg. der reduzierten Amplitude links) vorzuliegen. Oft lese ich davon, dies sei erst im fortgeschritteneren Krankheitsstadium der Fall, aber die Latenzen scheinen ja normal zu sein.
Und dann auch die zeitweise pathologischen MEP, die ebenfalls auf keinen spinalen Herd zurĂŒckzufĂŒhren waren. Das alles wirft echt nur immer mehr Fragen auf.

Ich habe noch eine kurze Frage zu einem Symptom, welches ich seit ca. einer Woche beobachte:
Wenn ich auf einem harten Untergrund, z. B. einem hölzernen Stuhl lĂ€ngere Zeit sitze und dann aufstehe, verspĂŒre ich bei den ersten paar Schritten beim Vorschwingen des linken Beins ein elektrisierendes GefĂŒhl (wie ein kurzer Stromschlag) entlang des hinteren Unterschenkels bis in die Fußsohle. Dieses GefĂŒhl tritt auf, wenn das Bein fast ganz gestreckt ist, und ist nach ein paar ganzen Schritten wieder verschwunden.
Könnte das so etwas Àhnliches wie ein Lhermitte-Zeichen sein, evtl. mit Ursprung in der LendenwirbelsÀule?

Vielen Dank nochmals fĂŒr Ihre Hilfe.

Liebe GrĂŒĂŸe

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Deine Frage beantwortet

Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|07. MĂ€rz 2020

Sehr geehrter Lalo,

ein einzelner Herd kann nicht zugleich an anatomisch unterschiedlichen Region fĂŒr die Symptome verantwortlich sein.
SEPŽs sind oft variabel und nur bei einer Seitendifferenz von mehr als 50 % und nur dann, wenn eine zeitversetzte Untersuchung den Befund bestÀtigt, als pathologisch zu werten. Es gibt sehr viele Einflussfaktoren, die die SEP-Werte verÀndern können (Untersuchungsraum, Widerstand der Elektroden, Lokalisation der Elektroden, ...). Demnach sollten die Messergebnisse zunÀchst erst einmal kontrolliert werden, bevor man sich Gedanken um mögliche Krankheitsursachen macht. Sind die Kontrolluntersuchungen allerdings erneut patologisch, muss man im gesamten Verlauf der Nerven von der Hand/Bein bis zum Kopf nach möglichen AuffÀlligkeiten untersuchen. Das kann z.T. sehr aufwÀndig sein.
Ihre Symptome im linken Bein wĂŒrde ich eher einer Kompression ds N. ischiadicus (an der RĂŒckseite des Oberschenkels/Beckenknochens) zuordnen, der durch Druck auf einer harten Unterlage vorrĂŒbergehend irritiert ist. Bei einem Lhermittschen Zeichen sollte symmetrisch an den Armen und/oder Beinen eine elektrisierende Missempfindung auftreten und nicht einseitig, wenn man den Kopf nach vorne neigt. Durch eine Dehnung des RĂŒckenmarkes kommt es dann zu einer Reizung Ă€lterer Herde im RĂŒckenmark.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen

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