MS-Verdacht | DD | MRT-Zweitmeinung
Hallo und guten Morgen, liebes Expertenteam.
Vor etwas ĂŒber drei Jahren begann plötzlich der Mittelfinger meiner linken Hand zu schmerzen. Mit und ohne Bewegung. Da an dieser Stelle einige Monate zuvor eine kleine OP (Unfall) durchgefĂŒhrt wurde, dachte ich, dass es daher rĂŒhrte. Mein Chirurg ĂŒberwies mich jedoch direkt an einen Neurologen, da er mein Problem nicht orthopĂ€disch oder gar postoperativ einordnete.
Der Neurologe fĂŒhrte ab 2019 mehrere Messungen an den HĂ€nden (ENG, EMG, SSEP) und dann auch FĂŒĂen durch, da die Werte nicht normwertig bzw. abweichend ausfielen. (Polyneuropathie wurde festgestellt) Dazu kommt, dass ich seit MĂ€rz 2021 eine fortschreitende Taubheit in den Fingern habe. Es begann mit der rechten Zeigerfingerkuppe und betrifft mittlerweile alle Finger beidseitig â sie sind quasi vollstĂ€ndig gefĂŒhlstaub.
Im MĂ€rz 2021 hatte ich auch aus dem Nichts eine starke Einblutung im rechten Auge (Hyposphagma). Am nĂ€chsten Tag â das selbe Auge betreffend â vom unteren Lidbereich. Insgesamt 3x. Diese Einblutungen wurden mit einer einseitigen Sehstörung auf dem Auge begleitet. Ich habe dort mehrere Tage / Wochen lang immer wieder alles wie durch Milchglas gesehen. Der Augenarzt konnte auch objektiv (neben meiner subjektiven) eine Sehstörung feststellen. Mittlerweile ist diese verschwunden.
Seit Ende 2020 habe ich nahezu durchgehend mehrmals am Tag auf der rechten KopfhĂ€lfte / ĂŒber dem rechten Auge (wo die Einblutung war) Schmerzen. Keine MigrĂ€ne!; diese Art von Schmerz kannte ich zuvor nicht. Teilweise so stark, dass ich nicht mehr denken kann. Neurologe ĂŒberwies mich zur MRT mit dem Verdacht auf Trigemniusneuralgie (mein Augenarzt Ă€uĂerte das ebenfalls). âMultiple Skleroseâ nannte mein Neurologe ebenfalls im GesprĂ€ch â ich habe es aber nicht ernst genommen.
Die erste MRT ohne KM: Befund: â⊠insbesondere in FLAIR Nachweis zahlreicher, teils feintĂŒpfliger und ovaler / rundlicher MarkkagerlĂ€sionen beidseits, zum Teil in subkortikaler Lage, jedoch auch eindeutig Balken-assoziiert!â Beurteilung: â⊠hochgradiger Verdacht auf chronisch-entzĂŒndliche demyelinisierende Erkrankung (MS). DD, einzelne LĂ€sionen in subkortikaler Lokalisation können zusĂ€tzlich mikroangiopathischer Genese sein âŠâ
Nur eine Woche nach dieser ersten MRT-Aufnahme wurde ich zur AbklĂ€ung ins KH eingewiesen. âErstmanifestation einer MSâ stand auf dem Schein.
Dort wurde ich auch am ganzen Körper diese ENG, NLG, EMG und SSEP durchgefĂŒhrt â ⊠axonale sensible Polyneuropathie mit Affektion der groĂkalibrigen Fasernâ oder so Ă€hnlich ⊠besonders in den Beinen.
Der vorlĂ€ufige MRT Befund lautet (Kurzform): â⊠fleckige paraventrikulĂ€re und subkortikale MarklagerhyperintensitĂ€ten in der FLAIR-Sequenz, ohne Nachweis einer rasieren Ausrichtung zum Ventrikelsystem. Fleckige T2-HyperintensitĂ€ten zeigen sich auch im Genu und linksseitig im Truncus des Corpus Callosum. Keine sicheren juxkortikalen LĂ€sionen. Temporal und infratentoriell kein Nachweis typischer Demyelinisierungsherde. Am Myelon kein Nachweis von T2-hyperintensen LĂ€sionen oder pathologischen KM-Aufnahmen. âŠâ
Bei der Lumbalpunktion wurden folgende Parameter berĂŒcksichtigt: Leukozyten, Erythrozyten, Beurteilung, Farbe, Polymorphkernige Zellen, MononukleĂ€re Zellen, Total Cell Count, Glucose, Lactat, GesamteiweiĂ.
Sind diese Werte im Liquor fĂŒr eine MS-Diagnostik ausreichend?
PS: Vor einigen Monaten hatte ich einen einseitigen Tremor im linken Bein, wenn ich es aufgestellt habe. Seit kurzem fĂ€ngt es wieder an. Ebenso, dass eine Hand zittert, sobald ich âzieleâ.
Sowohl mein Neurologe als auch die KH-Ărzte empfahlen mir eine AbklĂ€rung hinsichtlich Morbus Fabry. Das Ergebnis bekomme ich wohl frĂŒhestens Ende November / Dezember âŠ.
Was meinen Sie? Ist MS damit gÀnzlich ausgeschlossen?
Haben Sie vielen Dank fĂŒrs Lesen und Ihre EinschĂ€tzung.
Mit freundlichen GrĂŒĂen
Deine Frage beantwortet
Sehr geehrter Papillon,
weder die sensible Störung am Mittelfinger, noch eine Einblutung im Auge, noch die beklagten Kopfschmerzen sprechen fĂŒr eine MS als Ursache. Da sĂ€mtliche Finger der HĂ€nde im Verlauf taub wurden und auch die FĂŒĂe betroffen sind und elektrophysiologisch eine Polyneuropathie nachgewiesen wurde, liegt die Ursache vermutlich genau darin. Der Tremor am linken Bein ist ebenfalls nicht fĂŒr eine MS typisch. Ob diese MRT-VerĂ€nderungen im Zusammenhang mit den beklagten Beschwerden stehen oder ob sie Zufallsbefunde darstellen, ist aus der Ferne sehr schwierig zu beurteilen. So wie ich Sie verstehe hatten die Ărzte auch Probleme, eine Diagnose zu stellen. Interessant wĂ€re zu erfahren, was das Ergebnis der oligoklonalen Banden und der MRZ-Reaktion bei der Analyse des Liquors waren, die in Ihrer Auflitung fehlten.
Eine Kombination von peripherer Neuropathie, Schmerzen an den HĂ€nden, Durchblutungsstörungen im Gehirn und Kopfschmerzen lassen durchaus an die Diagnose M. Fabry denken. Das klinische Bild ist sehr bunt und daher ist die Diagnosestellung nicht einfach (eine Systemerkrankung). Die klinische AusprĂ€gung hĂ€ngt auch davon ab, ob die genetische Erkrankung (x-chromosomaler Erbgang) hemizygot oder herozygot Ihren Ursprung hat (krankhafte Gene auf einem oder beiden Chromosomenpaaren). NĂ€heres siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/.... Sie werden das Ergebiss der genetischen Untersuchung abwarten mĂŒssen oder stellen sich direkt in einem Zentrum vor.
Mit freundlichen GrĂŒĂen
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