MS-Verdacht
Sehr geehrtes Team,
ich bin mitten im Diagnose-Prozess und auf der Suche nach einer Zweitmeinung. Leider vertraue ich meiner Neurologin hier nicht mehr fachlich (ich bin auch auf der Suche nach einer Alternative).
Ich bin 33 Jahre jung, hatte eine Hashimoto-Erkrankungen und in Folge eines papillÀren SD-Karzinoms keine SD mehr.
Ggf noch wichtig: Ich war schon immer ein wenig unkoordiniert (liegt aber eher an der Kindheit und fehlenden Möglichkeiten) und habe bei sehr komplexen, mir schwerfallenden Themen schnell mental wirklich abgeschaltet (wie ausgeschaltet).
Zudem bin ich seit mehreren Jahren recht energielos - dies mag aber auch psychischer Natur in Folge mehrerer Burn-Outs sein.
AuĂerdem hatte ich immer mal leichtere Augenschmerzen und Kribbeln in den ExtremitĂ€ten (das kann aber sehr gut an einem zu niedrigen Calcium-Spiegel liegen)
Nun war es so, dass ich diesjĂ€hrig im FrĂŒhjahr erstmalig eine MigrĂ€ne(steht im Nachhinein zur Dikussion) mit Sprachstörung hatte. Ein CT war unauffĂ€llig und nachdem ich mich innerhalb von wenigen Tagen gut erhalte, wurde das nicht weiter verfolgt. Zumal MigrĂ€ne (auch mit Aura) in der Familie verbreitet ist.
Im Herbst kam es nun erneut - wesentlich schlimmer - dazu. Mein Partner brachte mich in die Notaufnahme und das CT und ein Angio-CT waren o.B. - Symptome: Sprachstörung, Kopfschmerzen, tw. keine Kontrolle ĂŒber den Speichelfluss, starke Unruhe (musste fĂŒr das CT mit Propofol sediert werden).
Das war am nÀchsten Tag deutlich besser, aber die Energielosigkeit war so stark wie noch nie. Also bin ich danach zur Neurologin, die mich nach einem "auffÀlligen" EEG zur AbklÀrung einer Epilepsie ins Krankenhaus geschickt hat.
Folgende Befunde liegen nun vor:
MRT:
Subkortikal beidseits frontal, links parietal sowie auch links temporal auffĂ€llig viele (recht: 6, links:14) wenige mm messende signalintense LĂ€sionen die unspezifischen Demyelinisierungen entsprechend | Zeichen einer mĂ€Ăig ausgeprĂ€gten Pansinusitis | Infra- und supratentoriell kein Nachweis pathologisch tumoröser VerĂ€nderungen | kein Anhalt fĂŒr eine frische intrazerebrale Blutung oder Insult | Regelrechte Weite der inneren und Ă€uĂeren LiquorrĂ€ume, kein Anzeichen Liquorabflussstörung | Knöcherne SchĂ€delbasis und Kalotte zeigen keine AuffĂ€lligkeit
Leider gibt es hier aber nur 2 Bilder, da ich wegen starker Platzangst auch im offenen MRT nicht stillhalten konnte. Ein MRT in Kurznarkose folgt Ende des Jahres noch. (Sagittale T2 FSE und Axiale FLAIR)
Liquor: erhöhte Zellzahl mit 6,3 | Zytologisch lymphomonozytÀr | leicht aktiviertes Zellbild ojektiviertbar | intrathekale IgA Syntehse mit 22,8% | keine Schrankenstörung | Oligoklonale Banden nur im Liquor (Typ 2)
Serumdaten:
Gesamtprotein 349 mg/l
Albumin 192.0 mg/l (Quotient: 5.00)
IgG 37.50 mg/l (Quotient 3,41 - 0%)
IgA 2.000 mg/l (Quotient 2.890 - 22,8%)
IgM 0.448 mg/l (Quotient 0.630 - 0%)
IgG Index 0.682
Lympho: 90% ; Mono 10%
Beschaffenheit klar
sonstiges:
Luers: negativ
Herpesviren: negativ
Autoimmenenzephalatis-Antikörper: negativ
antineuronale Antikörper: noch offen
Caclicum: zu tief
Phosphat: zu hoch (Termin Endikonronologin folgt)
EEgs: 3 StĂŒck auffĂ€llig mit Spike-wave-Komplexen (genauen Befund kann ich gerne nennen, wenn hilfreich)
Nach dem Befund der Oligos und den LĂ€sionen steht wohl statt Epilepsie nun MS ganz oben auf der Verdachtsliste.
Wie sehen Sie das? Gibt es klare Argumente dafĂŒr? Oder ggf. sogar welche dagegen?
Vielen Dank schon einmal.
P.S. mir ist klar, dass ĂŒber einen solchen Bericht keine fundierte Zweitmeinung entstehen kann. Aber ich bin derzeit fĂŒr jeden Impuls dankbar.
Deine Frage beantwortet
Sehr geehrte Marlene,
Ihre klinische Symptomatik mit akuten Kopfschmerzen und Sprachstörungen, die sich auch innerhalb von 24 h bessert, passt zunĂ€chst einmal nicht zu einer MS. Den MRT-Befund kann ich anhand Ihrer Schilderungen nicht klar zuordnen. Die VerĂ€nderungen könnten vaskulĂ€r aber auch entzĂŒndliche bedingt sein. Wie hat es der Radiologe eingeordnet ? Wenn in einem EEG Spike Wave-Komplexe wirklich nachgewiesen wurden, mĂŒss hier weitere EEG-Kontrollen und ggf. eine medikamentöse Behandlung erfolgen. Die OligoÂŽs haben fĂŒr sich gesehen eine untergeordnete Bedeutung. Sie könnten aber den Verdacht auf eine zentral entzĂŒndliche Erkrankung stĂŒtzen, sofern die MRT-LĂ€sionen MS-typisch sind. Eine Epilepsie muss ursĂ€chlich abgeklĂ€rt werden. Hier ist ein MRT mit KM des SchĂ€dels wichtig. PrĂŒfen muss man auch, ob im Vorfeld Situationen bestanden haben, die fĂŒr anfallsĂ€hnliche Ereignisse sprechen können (Ohnmacht, Abwesenheit, einseitiges flĂŒchtiges Kribbeln/Zucken, ...). Manchmal kann man eine klare Diagnose auch erst im Verlauf stellen, je nachdem wie sich die Befunde entwickeln. Sie brauchen Geduld.
Mit freundlichen GrĂŒĂen
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