PatientIn „Taje“ | 07. Jan. 2021

Hallo,
Ich habe vor ca. 7 Monaten auf einmal Probleme mit meinem linken Ohr bekommen. Es fing mit Druck auf dem Ohr an und nach ca. 6 Wochen ging der Druck weg und es ist nun ein schlimmer Tinnitus mit einer Tieftonschwerhörigkeit entstanden. Daraufhin bin ich ins MRT, nachdem der Ohrenarzt am Ohr nichts feststellen konnte. Im Gehirn wurden keine neuer Herde gefunden. Dafür aber etliche am Rückenmark. Auch von erheblicher Größe. Es sind mehrere Wirbel betroffen. Unter anderem auch C2 der ja auch in Verbindung mit den Ohren steht.
Ich habe daraufhin eine kortisontherapie hochdosiert an fünf Tagen per Infusion bei meinem Neurologen bekommen und immer nach der ersten Infusion waren die Geräusche weg. Sind dann am zweiten Tag wieder gekommen. Nach zwei Wochen wurde das Ganze wiederholt, da die erste Therapie nicht den gewünschten Effekt erzielt hat. Auch da war es nach dem ersten Tropf abends weg und ist dann leider wieder gekommen.
Es stand dann im Raum das eine Blutwäsche stattfinden sollte. Dafür bin ich in ein Krankenhaus gegangen, dort wurden einige Untersuchungen gemacht, doch die Blutwäsche hat nicht stattgefunden, da das Symptom Tinnitus für die Ärzte nicht genug war, um diese durchzuführen. Ich bin wirklich verzweifelt. Habe mir schon Hilfe beim Chiropraktiker geholt, eine Zahlschiene anfertigen lassen. Doch all das hilft leider nicht. Nun war ich vor zwei Wochen erneut im MRT und zwei Herde am Rückenmark nahmen noch immer Kontrastmittel auf. Auch der Herd bei Wirbel C2.
Wie lange kann es denn dauern, bis es verheilt? Gibt es noch eine Chance, dass ich dieses Geräusch wieder los werde?
Ich habe mir auch einen Termin in einer Uniklinik besorgt, doch der ist erst in vier Wochen. Und ich gehe wirklich am Stock. Es ist, als würde die ganze Zeit ein Hubschrauber über mit kreisen. Es ist ziemlich laut und ich kann es auch nicht überhören. Es ist Tag und Nacht da.
Mein Neurologe hat mir nun Pregabalin empfohlen. Er sagt, das wäre ein Versuch wert. Ob es hilft, könne wir aber erst in ein paar Wochen sagen.
Ich habe angefangen am 01.01. mit dem Medikament und soll es nun langsam steigern, bis ich nach 18 Tagen auf 159 mg bin.
Haben Sie noch einen Rat für mich? Nochmal Kortison versuchen?
Oder Erfahrungen wie lange sich Schübe im Rückenmark halten, bis sie verheilt sind. Oder kann es sein, dass sie gar nicht abheilen?

Ich hoffe, Sie haben noch eine Idee und können mir helfen.

Vielen Dank.
LG
Taje

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Deine Frage beantwortet

Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|08. Jan. 2021

Sehr geehrte Taje,

zunächst einmal läuft die Hörbahn nicht über das Segment C2. (Die Hörbahn läuft vom Nucleus cochlearis posterior ohne weitere Verschaltungim zum oberen Olivenkomplex über den Lemniscus lateralis der Gegenseite zum Colliculus inferior, wo seine Fasern auf das 3. Neuron umgeschaltet werden)

Bis heute ist nicht abschließend geklärt, was der eigentliche Pathomechanismus des Tinnitus ist. Neben entzündlichen Prozessen werden auch Durchblutungsstörungen diskutiert. Ein Zusammenhang mit Stress- und Belastungsreaktionen ist allerdings beim Tinnitus regelhaft vorhanden. Ein Herd in Höhe C2 sollte eine Art Querschnittlähmung verursachen, entweder sensibel oder auch sensomotorisch. Es wäre sehr verwunderlich, wenn das einzige Symptom bei Ihren zahlreich beschriebenen Herden ein Tinnitus wäre, der ja nichts mit C2 zu tun hat. Dies kann eigentlich nicht sein.

Es gibt keine abgesicherte medikamentöse Behandlung für den Tinnitus (s. Leitlinien). Entspannung, in einer Umgebung mit natürlichen Geräuschen aufhalten, nicht auf den Tinnitus fixieren, ggf. eine Psychotherapie beginnen ... könnte helfen. Grundsätzlich kann sich ein Tinnitus zurückbilden !

Bzgl. der KM aufnehmenden Herde müssen Sie allerdings Ihre bestehende MS-Therapie überprüfen. Diese erscheint aktuell nicht ausreichend zu sein. Somit ist der Termin an der Uniklinik richtig.

Mit freundlichen Grüßen 

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