PatientIn „Thomas“ | 25. Sept. 2021

Hallo Herr Dr. Sievers,

ich möchte mich für Ihre ausführliche Antwort vom 24.09. bedanken. Entschuldigen Sie bitte, dass ich die Anfrage doppelt abgeschickt habe.

Seit gestern befinde ich mich in stationärer Behandlung. Eine erneute Lumbalpunktion zeigte fallende Leukozyten von 22 ul auf 17 ul. Im Anschluss hat nun eine 5-tägige Cortison-Behandung begonnen.

MS wurde heute schon sehr konkret benannt, wenn auch nicht bestätigt oder mit anderen Worten: Formal habe ich bis dato keine MS. Allerdings bin ich dadurch leider nur mehr verunsichert, da es sich hier um eine Zweitmeinung handelt und bisher „nur“ die Lumbalpunktion stattgefunden hat. Der erste behandelnde Professor machte einen sehr kompetenten Eindruck und sagte O-Ton: „Wir haben nach MS gesucht, aber es passt einfach nicht“

Bei den allgemeinen neurologischen Untersuchen gestern wurde festgestellt, dass der Bauchhautreflex nicht reagiert. Könnte aber lt. Arzt auch mit der Anspannung zusammen hängen und ein Knie reagiert etwas anders als das andere. Wobei ich hier sagen muss, ich hatte vor wenigen Tagen etwas Probleme mit den Adduktoren.

Nach der Cortison-Thearpie wird ggf. noch eine weitere Lumbalpunktion gemacht sowie ggf. neue MRT Bilder angefertigt. Eine offene Biopsie möchte man weiterhin vermeiden.

Meine Fragen:
* kommen oligoklonale Banden Typ 3 bei MS weniger vor?
* sind die Banden lebenslang nachweisbar? Ich hatte z.B. mal eine Gürtelrose und als Kind heftige Windpocken. Die wären dann aber eher Typ 4 oder?
* ich habe immer wieder Knieschmerzen und hab das damit abgetan, dass ich am betroffenen Knie eine Kreuzband-Op hatte. Im familiären Umfeld gibt es rheumatische Erkrankungen. Besteht die Möglichkeit auf eine Rheuma-Erkrankung mit ZNS Beteiligung wie u.a. ZNS-Vaskulitiden
* Ich habe immer mal wieder Schmerzen in der Leistengegend. Bei einer allgemeinen Ultraschalluntersuchung habe ich darauf aufmerksam gemacht. Der Arzt meinte, da wo ich Schmerzen habe ist die Hauptschlagader - kann leicht entzündet sein. Danach wurde das nicht weiter verfolgt.
* Mich würde interessieren, in welche Richtung Sie suchen würden?

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

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Carsten Sievers
Neurologe|25. Sept. 2021

Hallo Thomas,

ich habe versucht deutlich zu machen, das ich es so sehe wie der Professor "es passt einfach nicht". 

Trotzdem ist ein Cortisonbehandlung sinnvoll, da eine Entzündung im ZNS nachgewiesen wurde, unklar ist was diese Entzündung verursacht hat.

Oligoklonale Banden nur im Liquor wären der typische Befund bei MS (oligoklonale Banden sind aber nicht MS-spezifisch). Treten sie auch im Serum auf, steht die Frage nach einer Systemerkrankung oder einer deutlichen Schädigung der Blut-Hirn-Schranke im Raum. Eine Öffnung der Blut-Hirn-Schranke tritt bei MS meist nur bei sehr großen oder sehr vielen, gleichzeitigen Entzündungsherden auf. Manchmal gibt die Konzentration der OKB einen Hinweis (zB Serum niedrige OKB, Liquor hohe OKB-Konzentration). DIe OKB sind bei chronischen Krankheiten (zB MS) chronisch nachweisbar, bei episodischen episodisch.

Windpocken haben keine oligoklonalen Banden zu Folge. Es bleiben lebenlang monoklonale Antikörper nachweisbar.

Rheumatologische Differentialdiagnosen werden bei der MS Abklärung durch Blutuntersuchungen ausgeschlossen.

Schmerzen in der Leistengegend kann ich hier nicht einordnen.

Differenzialdiagnosen der MS und zerebraler Raumforderungen sprengen hier den Rahmen.

MfG


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