PatientIn „Tenor“ | 20. Nov. 2023

Hallo :) (W/24)
erstmal kurz zu einer kleinen Vorgeschichte: Im Juli fing es an, dass es mir sehr schlecht ging. Ich hatte stets Nackenschmerzen, konnte nichts essen und hatte immer sehr hohen Puls sowie stets Todesangst. Ich habe innerhalb 3 Wochen 18 Kilo abgenommen und war wirklich jeden Tag bei verschiedenen Ärzten. Habe zwei mal selbst einen RTW gerufen und wurde leider nie ernst genommen und als Hypochonder abgetan. Es wurde in dieser Zeit ebenfalls ein MRT von der HWS angefertigt und eine Bandscheibenvorbeugung festgestellt.Ich hatte bereits meine Beerdigung geplant und mich mit meinem Schicksal abgefunden, bis meine Hausärztin mich in eine entfernte Stadt zu einem bekannten Arzt geschickt hat. Dort angekommen, wurde ich sofort Notoperiert und mir wurde lediglich die Gallenblase entfernt sowie entzündliches Gewebe, was bereits jedes Organ umschlungen hatte. Ich litt eine sehr lange Zeit und habe dadurch, dass ich nicht ernst genommen wurde eine gewisse Skepsis gegenüber Ärzten entwickelt.
Kurz nach meiner Operation (2 Wochen) spürte ich vor dem Schlafen, dass meine linke Gesichtshälfte kribbelte, aber ich wusste nicht ob dies nun von der Angst kommt die ich seit dieser Geschichte habe oder es etwas ernsthaftes ist. Ich nahm damals eine Schlaftablette und am Morgen war das Kribbeln wieder weg. In dieser Zeit war ich im Ausland und mein Verlobter kam dort in die Klinik aufgrund einer wahrscheinlichen Lebensmittelvergiftung oder einem Magen-Darm-Infekts. Da es im Ausland war haben wir da nicht wirklich durchgeblickt. Er hatte dort auch sehr geschwollene Lymphknoten. In Deutschland hatte ich ebenfalls geschwollene Lymphknoten und sehr starke Kopfschmerzen. Ich hatte teilweise sehr starke Kopf- und Gesichtsschmerzen. Dazu kam Juckreiz an meinem rechten Bein, ohne dass man etwas sehen konnte (hielt nur zwei Tage an). Meine Lymphknoten wurden untersucht und waren erstmals unauffällig, aber ich sollte mich in naher Zukunft nochmal vorstellen. Meine Kopfschmerzen gingen nicht weg und waren anders als sonst. Es war teilweise wie ein richtiges Druckgefühl.

Anfang September fühlte sich mein linkes Bein total komisch an. Es kribbelte als und die Zehen zuckten. Ich war das erste Mal bei einer Neurologin und habe mir bei dem Besuch dort wirklich nichts gedacht. Sie wollte mein altes MRT Bild sehen, was ich zufällig dabei hatte und da Beginn das Geflüstere mit dem anderen Arzt in der Praxis. Die Ärztin sah bei der HWS eine leichte helle Stelle und meinte, dass es eher Vorsicht wäre und es auch gut sein kann, dass ich bei dem MRT geatmet habe und das Bild einfach unglücklich ist, da der Radiologe auch nichts diesbezüglich in den Befund geschrieben hatte und sie nicht glaube, dass ich MS habe. Da meine Mutter 7 Jahre lang falsch in Bezug auf MS diagnostiziert wurde, wusste ich direkt um was es geht. So ging ich aus der Praxis mit einer Überweisung in ein MRT mit dem Verdacht auf MS.
Ich konnte nicht so lange warten und war nur am weinen und von Ängsten geplagt. Also fuhr ich direkt in unsere Uniklinik und wurde dort auch direkt stationär aufgenommen. Bei mir wurde zu erst eine Lumbalpunktion gemacht und dabei kam raus, dass meine Zellzahl bei 8 liegt und somit erhöht ist. Während meines Klinikaufenthaltes verschlimmerten sich meine Symptome stetig, aber ich glaube, dass dies auch viel psychisch war, da meine Nachbarin leider eine MS Patientin war, die weder laufen, noch sprechen, noch essen konnte aufgrund der Erkrankung. Ich wurde somit ständig von einem möglichen schlimmen Szenario für meine Zukunft konfrontiert und habe diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. Dazu habe ich die Punktion überhaupt nicht gut vertragen und hatte starke Kopfschmerzen und ein schwäche Gefühl in den Beinen.
Am nächsten Tag wurde ein MRT mit Kontrastmittel von der HWS und vom Gehirn gemacht. Dieses ging wirklich lange (1,5 Stunden).
Es konnten keinerlei Auffälligkeiten im MRT gefunden werden. Dazu wurde bestätigt, dass die weißen Verfärbungen aus meinem ersten MRT tatsächlich durch die Bildgebung entstanden sind und ich wahrscheinlich nicht ganz still gehalten habe. Mein Arzt versicherte mir, dass viele Ärzte sowie die Oberärzte aus der Neurologie sich meine Bilder angesehen haben und auch verschiedene Ärzte aus der Radiologie. Die Ärzte begannen mit einer antibiotischen Therapie mit Ceftriaxon, bis der negative Nachweis von Bordellen gelang. Bei einer weiteren Untersuchung wurden die evozierten Potentiale gemessen und diese waren ebenfalls unauffällig und zeigten keine Latenzverlängerung (SSEP, VEP).
Somit sprach nichts für eine MS, außer die erhöhte Zellzahl im Liqour. Im Klinikum wurden meine Lymphknoten erneut untersucht und es wurde festgestellt, dass die Schwellung dieser abgenommen hat und auch dort alles in Ordnung ist.
Nach einigen Tagen kamen ebenfalls die anderen Werte des Liqours. Die Oligoklonalen Banden waren ebenfalls negativ. Ich kenne mich nicht so genau aus, aber laut dem Arzt sprach im Liqour nichts für eine MS, außer, dass die Zellzahl eben leicht erhöht war. Es konnte ebenfalls kein erhöhtes Eiweiß etc. festgestellt werden.
Nach 8 Tagen wurde ich mit folgender Diagnose entlassen: "Wir gehen am ehesten von einer abklingenden viralen Infektion mit einer Reizpleozytose aus." Im Liqour konnte aber kein Virus festgestellt werden? Also ich verstehe den Befund aus dem Labor nicht wirklich. Mich macht es total fertig, dass ich nicht weiß, woher die erhöhte Zellzahl kam und dazu kribbelt mein Fuß fast drei Monate später immer noch ab und zu.
Im Befund steht:
Blut: Cytomegalievirus Gig positiv, Epstein-Barr-Virus EBNA IgG positiv, Epstein-Barr-Virus VCA-igG positiv.
Serum: Herpes simplex Virus igM positiv (isolierter Nachweis von igM gegen HSV, ohne Nachweis von Gig. Primärinfektion mit HSV nicht auszuschließen. DD unspezifische Reaktion. Serologische Verlaufskontrolle in 1-2 Wochen empfohlen.)
Blut: Varizella Zoster IgG positiv, Varizella Zoster igM Grenzw. (Spätphase Primärinfektion, DD persistierender IgM-Titer, herpesvirale Mitreaktion oder Reaktivierung.) Der Neurologe des Uniklinikums meinte, er könne mich guten Gewissens entlassen und eine Erkrankung des zentralen Nervensystems sei ausgeschlossen. Als ich ihm sagte, dass mein Fuß immer noch kribbelt, konnte er nicht mehr lange mit mir sprechen und gab mir einfach die Laborergebnisse und meinte, dass die Zellzahl wahrscheinlich durch eine Virusinfektion erhöht war.
Meine niedergelassene Neurologin wollte sicherhalbers trozdem immer noch ein MRT von der BWS. Dieses MRT war ebenfalls unauffällig, aber wurde ohne Kontrastmittel gemacht. Der Radiologe meinte, dass dies nicht nötig sei und, dass ich vor kurzem erst Kontrastmittel erhalten habe.
Ich frage mich, wieso meine niedergelassene Neurologin unbedingt noch dieses MRT von der BWS wollte, aber ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich glaube, dass sie die Laborergebnisse nicht sorgfältig gelesen hat, da diese auf der Rückseite des Arztbriefes standen. Ich würde sagen, dass ich neurologisch komplett auf den Kopf gestellt wurde aber immer noch nicht weiß, woher genau die erhöhte Zellzahl im Nervenwasser kommt und das macht mich verrückt! Ich habe Angst, dass ich doch MS habe und die Ärzte es nicht erkannt haben und meine größte Angst dabei ist, dass ich durch das Nichterkennen nicht mit einer Therapie anfangen kann und davon eben negative Auswirkungen haben kann.
Mein Leben ist momentan relativ stressig. Ich stehe kurz vor meinem ersten Staatsexamen und arbeite dennoch nebenbei Vollzeit, da es anders nicht geht. Das Kribbeln in meinem linken Fuß ist wie gesagt stets da und auch meine linke Hand ist mittlerweile ein wenig davon betroffen. Ich habe aber keinerlei Bewegungseinschränkungen oder sonstiges. Ich weiß nicht was ich noch machen soll, wenn ich neurologisch eben schon komplett untersucht wurde. Ich habe schon immer starke Rückenschmerzen- und Nackenschmerzen. Beispielsweise hatte ich mit 14 meinen ersten Hexenschuss. Aber ich kann nicht glauben, dass das Kribbeln davon kommen kann? Ich weiß wirklich nicht mehr weiter und habe wieder totale Angst. Ebenfalls ist meine Zellzahl nur bei 8 gewesen und müsste diese bei einer viralen Infektion nicht deutlich höher sein? Ich habe so viele Fragen und verstehe nichts und es belastet mich psychisch sehr. Ich traue mich auch nicht mit anderen darüber zu sprechen, da ich bereits ja schon in der Klinik deswegen war.

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Deine Frage beantwortet

Carsten Sievers
Neurologe|20. Nov. 2023

Hallo Tenor,

ihre Beschwerdensammlung passt insgesamt gut zu psychosomatischen Beschwerden, nicht aber zu MS. Sie beschreiben Symptome einer Angststörung. Eine leichte Erhöhung der Liquorzellzahl wie bei ihnen tritt bei jedem stärkeren Schnupfen auf, die andere umfangreiche Diagnostik beweist das keine MS oder andere gravierende Krankheit des ZNS besteht. Der Therapieansatz sollte wohl psychisch sein.

MfG

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