MS Diagnose: ja, nein, vielleicht
Liebes Expertenteam,
mein Fall ist etwas komplizierter und ich muss erstmal weiter ausholen. Juni 2020 hatte ich am rechten Auge erstmals eine Papillitis mit Skotom und Visus von 25%. Im MRT eine juxtakortikale LÀsion, Liquor und EPs unauffÀllig. Ich bekam in der Klinik 3x 1250mg Prednisolon, worauf sich der Visus und das Gesichtsfeld wieder besserten (80 % und leichte Doppelbilder)
Zwei Monate spĂ€ter leichte Visusminderung mit Missempfindung der rechten Wange und Fatique. Nach Prednisolon durch Hausarzt fand auch wieder eine Besserung statt. Im Oktober 2020 erneute Papillitis mit Skotom, erneute Punktion (o.B.) und 5x 1250 mg Prednisolon. Im MRT âzwei fraglich neue juxtakortikale LĂ€sionenâ Die Klinik Ă€uĂert Verdacht auf chronisch entzĂŒndliche ZNS Erkrankung.
Im September 2021 Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Missempfindungen und SchwĂ€che im rechten Arm und rechten Bein. Visusminderung mit Skotom, starke Fatigue und Missempfindung der rechten Wange auch wieder vorhanden. MEPâs beidseits verzögert, rechts stĂ€rker. MRT unverĂ€ndert. Aqua-P.4 und MOG negativ. 3x 1250mg Prednisolon. Symptomatik besserte sich, ging aber nicht ganz zurĂŒck.
Seither dauerhaft Fatique, Missempfindungen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Visusschwankungen mal stÀrker, mal schwÀcher vorhanden, jedoch milder als im Ereignis aus September 2021.
Im MĂ€rz 2022 kamen zu den Missempfindungen im rechten Unterschenkel noch KrĂ€mpfe, MuskelkaterĂ€hnliche Schmerzen dazu. Das ging nach einigen Wochen alleine wieder Weg. Aufgrund des Energiemangels und der kognitiven EinschrĂ€nkungen gab ich im FrĂŒhjahr 2022 meinen recht stressigen Beruf auf um mich weiter zu erholen und beruflich neu zu orientieren. In der Zeit gingen die Symptome weiter zurĂŒck und ich begann im September 2022 einen neuen Job der mich total erfĂŒllte. Nach wenigen Wochen waren alle Symptome zurĂŒck. Insbesondere die SchwĂ€che und KrĂ€mpfe im rechten Bein und Motorikprobleme der rechten Hand, Schwindel und starke Fatique. Zum Jahresende musste ich auch diesen Job aufgeben. MRT laut Befund unverĂ€ndert. Aussage der Klinik âdas sei keine MS, das sei psychosomatisch und weitere Kontrollen wĂ€ren nicht mehr nötigâ.
Anfang 2023 war meine Gehstrecke auf 2 km beschrÀnkt, mein Energielevel und kognitiven FÀhigkeiten stark eingeschrÀnkt.
AbklÀrung in der psychosomatischen Klinik ergab, dass die Ursache der Symptome eher somatischer Natur sei.
Also in beiden Bereichen nicht Fleisch, nicht Fisch.
Nun wurden auf drÀngen meines Hausarztes doch nochmal Bilder des SchÀdels gemacht (er sagte, er kenne mich nun schon viele Jahre und glaube nicht, dass die Ursache psychischer Natur sei)
Befund der Bilder: acht juxtakortikale Gliosen und eine periventrikulĂ€r. Die âersteâ, gröĂte LĂ€sion weiĂt das zentrale Venenzeichen auf. dash-dot sign des calloso-septalen Ăberganges.
Meine finale Frage wĂ€re nun, wie Sie das ganze aus Expertensicht einschĂ€tzen wĂŒrden. WĂ€ren denn nun aus theoretischer Sicht die rĂ€umliche und zeitliche Dissemination erfĂŒllt!?
Viele GrĂŒĂe
Tanja
Deine Frage beantwortet
Sehr geehrte Tanja,
nun, nach Ihren Schilderungen gab es in den vergangenen Jahren eine zunehmende Anzahl von LĂ€sionen in fĂŒr eine MS typischen Regionen. Zudem auch noch neurologische Defizite, die nach Ihren Angaben fĂŒr eine MS sprechen. Es sollten auch Bilder der HWS und der BWS erfolgen. Möglicherweise könnten auch LĂ€sionen am RĂŒckenmark vorliegen. Es muss eine klare Diagnose gestellt werden und dann auch entsprechend eine Therapie begonnen werden, wenn sich das bestĂ€tigt, was ich annehme (eine chronisch entzĂŒndliche ZNS-Erkrankung, MS). Aus der Ferne ohne Kenntnis der Bilder und Befunde ist die Beurteilung aber sehr schwierig. Der Liquor muss nicht unbedingt in den Anfangsstadien positiv sein. Die VEP sind oft sehr sensitiv und bei Ihrem Befund mit Visusstörungen sicherlich auch sinnvoll. Ăberlappen sich psychische Störungen auf eine organische Erkrankung ist es oft nicht einfach, die Dinge voneinander zu trennen.
Mit freundlichen GrĂŒĂen
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