Missempfindungen und Schmerzen durch Angst?
Sehr geehrter Herr Dr. Schneider. Ich bin nach langem Leidensdruck sehr spontan auf diese Seite gestoßen und ich hoffe, dass Sie mir bei Gelegenheit helfen können, zumindest um mich etwas zu beruhigen, da ich momentan seelisch eine ziemlich schwere Zeit durchmache und ich der festen Überzeugung bin, dass meine körperlichen Symptom Schuld daran haben.
Ich bin weiblich, 26 Jahre alt und ich bin letztes Jahr im August ins Krankenhaus gekommen, aufgrund von plötzlichem Kribbeln, Brennen und Kältegefühl in den Beinen, gelegentlich auch den Armen. Die Symptome haben immer geschwankt. Mal waren sie tagsüber da, nachts wiederum weg, dann allgemein kurzfristig weg und plötzlich kamen sie wieder. Um eine MS Diagnose auszuschließen wurden unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt wie CT, Nervenleitgeschwindigkeit Messung und zum Schluss eben MRT mit Kontrastmittel. Mir wurde zwar eine Lumbalpunktion angeboten aber aufgrund meiner Angst und Panik habe ich diese abgelehnt, was der Arzt im Anschluss dann ebenso ablehnte, da letztendlich im MRT und den sonstigen Untersuchungen keinerlei Anzeichen auf eine Zentrale Nervenerkrankung zu erkennen waren und dementsprechend wollte er mich nicht noch weiter stressen. Ich war während meines Aufenthaltes dort seelisch ziemlich angespannt, depressiv bd ängstlich aber der Ausschluss der MS hat mich deutlich beruhigt.
Ich hatte bis Neujahr 2022 Ruhe doch dieses Jahr sind diese Schmerzen und Missempfindungen erneut zurückgekehrt, und dieses Mal in deutlich häufigeren Abständen. Es gibt Phasen zwischendurch wo sie weg sind aber sie kommen recht schnell wieder, bleiben dann manchmal über mehrere Tage und verschwinden schließlich oder es gibt Perioden wo sie kurzfristig komplett weg sind und dann erneut auftauchen. Meine ambulante Neurologin hat nochmal ein EEG gemacht und möchte noch einmal einen Nervenleitgeschwindigkeitstest machen aber sie selbst ist der Meinung, dass wenn bereits ein CT und MRT gemacht wurde, dass ich beruhigt sein kann, dass es keine MS Diagnose ist und es im Endeffekt psychisch oder muskulär (beispielsweise HWS oder LWS) bedingt ist, was mein Psychiater ebenso sieht.
Ich bin trotz allem stark verunsichert, da ich nun seit zwei Tagen recht plötzlich eine Art Brennen im linken Arm habe. Ich kann kaum bis gar nicht nachts schlafen und ich war aus Panik heute erneut in der neurologischen Notaufnahme. Blutuntersuchungen ergaben nix, ebenso auch die kurzen neurologischen check-ups des Arztes und er hat mir erneut ein CT wie auch Punktion angeboten, FALLS ich auf Nummer sicher gehen möchte aber meinte selbst wie alle anderen dass es sehr unspezifisch ist für eine MS, insbesondere da die Schmerzen manchmal wandern, kurz weg sind wenn ich mich zum Beispiel mit jemandem ruhig unterhalte oder ablenke und kommen dann recht zügig erneut. Besonders wenn ich mich darauf fixiere wird es natürlich schlimmer und was mir aufgefallen ist, ist die Tatsache dass es mir schon zuvor psychisch eher schlecht ging bevor diese Schmerzen aufgetaucht sind und Schmerzmittel zeigen keinen Effekt.
Glauben Sie auch dass, diese Missempfindungen und Schmerzen durch die Angststörung und das ständige Gedankenkreisen ausgelöst werden? Ich leide leider seit meinem 11 Lebensjahr an psychischen Problemen und bin seitdem immer wieder in therapeutischer Behandlung und nehme seit 9 Jahren Antidepressiva.
Bitte verzeihen Sie, dass ich Ihnen diesen langen Text schreibe aber ich bin einfach nur noch am verzweifeln und weiß nicht was ich tun soll, da mich diese Schmerzen vor allem ständig wach halten und ich trotz Beruhigung und Schlafmittel selten zur Ruhe komme bzw diese Schmerzen kaum ausblenden kann.
Vielen Dank für Ihre Zeit und mit feindlichen Grüßen!
Deine Frage beantwortet
Sehr geehrte Noah,
nun, zunächst einmal sprechen die schwankenden Symptome, die kommen und gehen, nicht für eine MS. Hier würde man eher anhaltende und/oder langsam über Wochen rückläufige sensible Störungen erwarten, die entweder querschnittsförmig oder halbseitig auftreten erwarten. Schmerzen sind ebenfalls kein Symptom einer MS. Eine unauffällige MRT-Untersuchung bei bestehenden neurologischen Defiziten spricht ebenfalls deutlich gegen eine MS. Eine Liquorpunktion halte ich ebenfalls für nicht notwendig. Ihre Schilderung von psychischen Problemen deutet sehr auf eine somatoforme Störung hin. Diese kann manchmal plötzlich und sehr intensiv und belastend auftreten. Wie Sie in diesem Forum immer wieder lesen können, haben sehr viele Menschen wie Sie Ängste, organisch (u.A. an einer MS oder ALS) erkrankt zu sein. Oft ist die Ursache allerdings seelisch bedingt. Sie haben bisher alles richtig gemacht und die notwendigen diagnostischen Maßnahmen durchführen lassen. Eine fachärztliche Untersuchung sollte immer wieder im Verlauf zur Einordnung der Beschwerden erfolgen. Sind diese allerdings unauffällig, muss eine psychotherapeutische Behandlung folgen. Eine MS ist bei Ihnen derzeit nicht vorhanden !
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Dr. Schneider.
Ich bedanke mich herzlichst für Ihre schnelle Antwort, die mich sehr beruhigt hat. Ich habe gestern Abend noch kurzfristig mit meinem Psychiater gesprochen und dieser hat mir mir ausgemacht, dass wir zukünftig weiterhin an meinen Ängsten arbeiten werden. Ich habe mich dann selbst mit dem Gedanken beruhigt, da meine Missempfindungen kurz vor dem Schlafen gehen plötzlichen zusätzlich in den Beinen auftraten und nach einiger Zeit erneut in den Arm wanderten, was wie sie sagen nicht für eine MS spricht. Ich habe es demnach dank autogenem Training und PMR geschafft endlich seit Tagen mindesten 4 bis 5 Stunden zu schlafen ohne durch diese diffusen Schmerzen bzw brennen aufzuwachen, was mich sehr erleichtert hat.
Ich werde versuchen weiterhin an mir zu arbeiten, mit der Hoffnung dass ich meine Angsterkrankung nach so langer Zeit in den Griff bekomme. Mir wurde empfohlen meine Physiotherapie fortzusetzen und zumindest einen kleinen Check beim Orthopäden zu machen, da selbst mein Hausarzt der Meinung ist, dass es vom Rücken kommen könnte, weil ich ein Lymphödem seit der Geburt am Bein habe und ich dadurch evtl. beim Laufen trotz Kompressionsstrümpfe mein Gewicht falsch verlagere. Wird sich aber sicherlich alles beim Orthopäden herausstellen.
Nochmals vielen, vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe! Sie haben mir deutlich mehr weitergeholfen als einige Ärzte vor Ort.
Liebe Grüße!
Deine Frage beantwortet
Sehr geehrte Noah,
gern geschehen. Es freut uns, wenn wir Ihnen auf diese Weise helfen können. Viele Dinge, die wir tagtäglich an unserem Körper verspüren, lösen sich oft auf und stellen sich als harmlos dar. Man muss und darf nicht immer gleich an das Schlimmste denken. Wenn Sie zukünftig wieder einmal unsicher sind und Fragen rund um das Thema MS haben, dann melden Sie sich bei uns.
Liebe Grüße
Sehr geehrter Herr Dr. Schneider.
Es gibt tatsächlich noch eine Frage, die ich stellen wollte aber anfangs hatte ich Angst, dass ich mich lächerlich mache bzw. unnötig Panik schiebe und Ihnen evtl. die Zeit raube. Meine Angst ist jetzt gerade aber kurz wieder gegen Abend hochgekommen, da ich zumindest das Gefühl habe, dass meine linke Wange etwas kribbelt bzw spannt..
Ich habe schon öfter darüber nachgedacht bzw mir Gedanken über schlimme Themen wie Schlaganfall und Co. gemacht aber rein logisch betrachtet ist sowas in meinem Fall bzw. in meinem Alter sehr unwahrscheinlich, oder? Ich war letzte Woche Freitag kurz beim Hausarzt, weil ich immer alle 2 Jahre einen Kontrolltest zwecks meines allergischen Asthmas habe und dieser hat mich auch beruhigt und gesagt, dass ich einen Schlaganfall recht einfach selbst "ausschließen" kann indem ich beispielsweise lächle um zu sehen ob beide Mundwinkel gleich sind, einen Text laut vorlese oder Sachen mit beiden Händen anfasse + hochhebe. Bisher habe ich all das gemacht und ich konnte keine negativen Veränderungen feststellen, aber dieses Spannen im Gesicht macht mir dennoch etwas Sorgen. Könnte das auch erneut ein psychisches Anzeichen sein?
Ich kann mir körperlich bzw gesundheitlich keinerlei Risikofaktoren zum Vorwurf machen. Ich bin mit 26 Nichtraucher, ich trinke keinen Alkohol, konsumiere keine Drogen oder Rauschmittel, bin eher nahe dem Untergewicht und bei uns gab es bisher nie in der Familie jemals einen Zwischenfall von Schlaganfall oder sonstigen Erkrankungen wie Diabetes usw. Das einzige woran es bei mir ab und an hapert ist leider regelmäßige Bewegung, da ich mich sehr häufig durch meine Ängste isoliere aber dank meines Hundes bin ich auch da zumindest etwas mehr draußen als ohne.
Bitte verzeihen Sie mir erneut meine Panik und dass ich Sie erneut anschreibe. Ich sehe meinen Therapeuten Gott sei Dank nächste Woche, dann kann ich endlich auch mit ihm alles besprechen und wie wir im psychischen Bereich weitermachen werden.
Vielen lieben Dank für Ihre Zeit und mit freundlichen Grüßen.
Deine Frage beantwortet
Sehr geehrter Noah,
sorry, ich habe Ihre Rückfrage jetzt erst gesehen.
Wie Sie es schon selbst geschrieben haben, liegen keine Risikofaktoren vor, die einen große Sorge machen sollten, dass Sie an einer MS oder einem Schlaganfall erkranken. Die Angst krank zu werden kann einem das Leben ganz schön "zur Hölle" machen. Daran sollten Sie arbeiten. Ggf. sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen, da es immer wieder Phasen geben wird, in denen Sie unsicher sind und Zweifel haben. Eine psychotherapeutische oder psychologische Behandlung kann hier gut helfen.
Mit freundlichen Grüßen
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