PatientIn „Argonaut“ | 17. Mai 2021

Liebes Expertenteam,

zuallererst möchte ich mich für die Möglichkeit einer „zweiten“ Meinung herzlich bedanken.

Zu mir selber: 40 Jahre alt / männlich.

Zu meinen Symptomen / Verlauf möchte ich vorab erwähnen, dass diese meistens nach einer stressigen Zeit aufgetreten sind, sei es im Job oder der Familie.

Es fing 2015 das erste Mal mit folgenden

Symptomen an: Kribbeln linker Arm / linkes Bein / rechte Schläfe, mouches volantes rechtes Auge, starke Erschöpfung. Mein Hausarzt meinte eventuell MS und hatte mir dadurch die MS ins Gehirn eingenistet, die für mich bis dato völlig unbekannt war. Das Googeln hat dann leider den „Terrror“ ausgeprägt, der mich bis heute begleitet.
Dauer: 2 Monate, danach vollständig symptomfrei
Untersuchung: MRT Kopf ohne Kontrastmittel / Nervenleitgeschwindigkeit
Befund: Ohne Befunde
Ereignisse davor: Neuer Job der mich total gestresst hat, welchen ich auch wieder gekündigt habe.

Dann im Mai 2020:
Symptome: Schwere Beine (an einem Tag konnte ich für 3 Stunden kaum mehr laufen, weil die Beine so zittrig waren, musste mich regelmäßig hinsetzen) / Koordination der Arme nicht mehr 100%ig, sprich fühlte sich so leicht wie Gummiarme an, also leicht verzögert./
Körper reagiert empfindlich auf Vibrationen / gefühlt rechtes Auge etwas unschärfer als das linke (Optiker misst -0,25 Dioptrien).
Dauer: 2,5 Monate (davon 2 Tage wirklich verstärkt). Anschließend vollständig symptomfrei
Untersuchung: MRT Kopf ohne Kontrastmittel
Befund: Ohne Befunde
Ereignisse: Meine Frau wurde (gewollt) Schwanger -> Freude, aber auch daraus entstehende Ängste als Mann :-)

Dezember 2020:
Symptome: Schwindel / 2 Tage Missempfindung linker + rechter Arm), fast Taubheitsgefühle an Armen.
Dauer: 1 Monat (Davon 1-2 Tage die Taubheit). Anschließend vollständig symptomfrei
Befund: Keine Untersuchungen vorgenommen
Ereignisse: Keine Besonderen

März 2021:
Symptome: Schwache Arme, Koordination der Arme nicht 100%ig / Stumpfes Gefühl Hände + Unterarme / Schwindel / Manchmal zittriger Körper / Muskelkatergefühl an Beinen (obwohl kein Sport gemacht) / Auge rechts mouches volantes / -> Hinzugekommen: Empfindlich bei hoher Frequenz von Geräuschen, Tinnitus mitten im Kopf (was ich schon lange habe, mal mehr mal weniger)
Dauer: 2 Monate. Aktuell fast symptomfrei. Moches volantes sind noch da, lt. Augenarzt aber harmlos. Sonst bei Stress fühle ich mich sehr nervös/ unkoordinativ.
Untersuchung: MRT HWS ohne Kontrastmittel
Befund: Wurzeltaschenzyste HWK 6/7, allenfalls leichte Uncovertebralarthrosen HWK 5/6, 7/8 die lt. Neurologe nichts damit zu tun haben sollten. Es wird im Befund auch dadurch keine Kompression erwähnt.
Ereignisse: Das Kind ist im Februar auf die Welt gekommen. :-)

Heute: Bin ich wieder nahezu Symptomfrei (außer mouches volantes und diese Nervosität/Reizbarkeit). Dadurch aber das sich diese „Schübe“ immer wiederholen, versuche ich irgendwo eine Ursache zu finden. Ich möchte nur das Thema MS aus zweiter Meinung betrachtet haben, weil ich langsam nicht mehr weiter weiß.

Könnten auch andere Krankheiten dafür in Betracht kommen. Hier und da wird die Psyche (auch vom Neurologen) erwähnt, aber an sich habe kein schlechtes Leben. Können auch die o.g. Symptome wirklich allein durch die Psyche kommen?
Die Schübe sind meistens so, dass diese über einen Monat ansteigen, dann ihren Höhepunkt erreichen (2-3 Tage also wirklich schlimm, wo ich teilweise überlegt habe ins KH zu fahren) und dann über einen Monat wieder abklingen.

Ich weiß ein langer Text, aber ich würde mich sehr über Ihre Einschätzung freuen.

Besten Dank vorab und viele Grüße
Johannes

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Deine Frage beantwortet

Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|17. Mai 2021

Sehr geehrter Johannes,

nach Ihrer Schilderung hatten Sie mindestens dreimal zeitversetzt ein MRT ohne jegliche Hinweise auf eine MS. Wenn bei den zahleich beschriebenen Symptomen über die Jahre eine MS die Ursache wäre, dann hätte man in einem der vielen MRTs zahlreiche alte und neue Herde finden müssen. Dem war aber nicht so. Das was Sie als Schübe beschreiben sind schlicht weg Episoden, in denen es scheinbar nicht gut geht und/oder in denen Sie unter einer starken Belastung stehen. Auch seelische Erkrankungen unterliegen nicht selten einer schwankenden Dynamik, wie zum Beispiel depressive Störungen, die in den Wintermonaten besonders schlimm sein können. Nahezu alle Menschen haben immer wieder mal körperbezogene Störungen, ohne dass sich allerdings die meisten darüber Gedanken machen. Liegt allerdings eine gestörte Körperbeziehung/eine Angststörung zugrunde, so kann sich daraus die Sorge bzgl. einer Erkrankung entwickeln. Man nennt das dann auch Gesundheitsangst oder Hypochondrie.

Mit freundlichen Grüßen

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