PatientIn „Lars“ | 15. Apr. 2023

Sehr geehrter Herr Dr. Schneider,

ich bin 36 Jahre und meine Probleme begannen vor einigen Monaten mit kurz anhaltenden KribbelparĂ€stesien am ganzen Körper. Seit ca. 3 Monaten habe ich zusĂ€tlich einen Schwankschwindel/Gleichgewichtsstörung beim Gehen/Bewegen, manchmal fĂŒhlen sich die Beine sehr schwer an. Aufgrund eines MS Verdachtes wurden folgende Untersuchungen durchgefĂŒhrt:
MRT BWS/HWS ohne Befund
Liquor: keine OKB, Zellzahl:1
HNO AbklÀrung: ohne Befund
Reflexe mittellebhaft, Vibrationsempfinden normal; Kraft normal
MRT SchĂ€del mit KM: Mehrere kleine fleckförmige MarklagerhyperintensitĂ€ten in der T2 Sequenz, z.T. mit Assoziation zum Balken. Keine KM aufnehmenden Lösionen. Nach EinschĂ€tzung des Neurologen ist das LĂ€sionsmuster eher unspezifisch, mikroangiopathisch und spricht eher nicht fĂŒr eine MS. Kann man anhand des LĂ€sionsmusters eine MS sicher erkennen bzw. ausschließen? Vielen Dank.

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Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|17. Apr. 2023

Sehr geehrter Lars,

sicher ist immer relativ. Derzeit erscheint es allerdings anhand der Befunde keine Hinweise auf eine MS zu geben. Bei der umfassenden klinischen Symptomatik hĂ€tte man grĂ¶ĂŸere Defekte/LĂ€sionen nachweisen mĂŒssen, wenn sie denn einen zentralen Ursprung gehabt hĂ€tten. Dem war zum GlĂŒck nicht so. Sie sind bestens und umfassend untersucht worden und man hat nichts erkennen können. Lediglich elektrophysiologische Untersuchungsergebnisse hatte Sie nicht aufgefĂŒhrt (SEP, VEP, MEP, NLG). Vielleicht könnte man insbesondere die SEP noch ergĂ€nzen. Differentialdiagnostisch muss auch an eine nicht organische Genese (somatoforme Störung) in ErwĂ€gung gezogen werden.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen

PatientIn „Lars“ | 16. Apr. 2023

Vielen Dank fĂŒr die schnelle RĂŒckmeldung. SEP und MEP wurden ebenfalls durchgefĂŒhrt, Normalbefund. Können somatoforme Störungen tatsĂ€chlich nennenswerte, deutlich spĂŒrbare Symptome wie starken Schwankschwindel verursachen? Ich bin doch etwas verunsichert ob hier nicht doch eine andere neurologische Erkrankung dahinter stecken kann.

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Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|17. Apr. 2023

Sehr geehrter Lars,

ja natĂŒrlich können sie dass. Ich nenne immer das Beispiel eines Kleinkindes, welches vor Angst in die Hose macht. Eine rein psychische Störung fĂŒhrt zu einer Organfehlfunktion. Bei Ihnen wĂŒrde man die Diagnose "phobischer Schwankschwindel" bennennen (googeln Sie mal, Sie werden viel darĂŒber lesen). Bevor man derartige Mutmaßungen annimmt, muss man immer zunĂ€chst eine organische AbklĂ€rung vornehmen. Die war bei Ihnen ausfĂŒhrlich erfolgt. Demnach liegt der Verdacht nahe.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen

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