PatientIn „Amy“ | 14. Juli 2022

Hallo liebes Expertenteam,

ich hatte vor knapp vier Monaten bereits einmal um Rat gefragt, da meine aktuelle Situation leider etwas komplexer ist. Ich habe seit 2015 MS, bisher ohne Behandlung, da sie sehr mild verlaufen ist. Nach unserem Urlaub im September plane ich jedoch eine Behandlung mit einem Beta-Interferon zu beginnen. Glatirameracetat würde ich hingegen weniger bevorzugen, da ich bereits ein Melanom hatte und dies auch im Nebenwirkungsprofil aufgelistet ist.

Nun zur Frage/zum Sachverhalt:

Im letzten MRT, das vor drei Monaten gemacht wurde, hat sich ein neuer Herd im Gehirn, rechts frontal, gezeigt (genauere Angaben stehen dort leider nicht). Seit etwa dieser Zeit habe ich ein merkwürdiges Gefühl auf der rechten Hälfte meines Gesichts. Es fühlt sich so an als wären meine Muskeln schwergängig oder steckten fest. Kribbeln hatte ich zu Beginn auch. Von der Stirn bis unterhalb des rechten Ohres. Oft sind etwa 75 Prozent der Stirn, rechtsseitig, betroffen. Meist auch die Region um das rechte Auge. Hier kann es sich vereinzelt leicht taub anfühlen. Ich habe das subjektive Gefühl, dass es im Sitzen eher schlechter ist als im Liegen.

Leider wird bei mir auch eine IIH (PTC) "vermutet". Stauungspapille, Kopfschmerzen und Übelkeit o.ä. habe ich nicht. Nur einen Sehverlust auf einem Auge mit Lichtempfindlichkeit (bin mit Sehnervatrophie diagnostiziert worden, ob sie nun durch eine Retrobulbärneuritis kommt oder einen zu hohen Hirndruck, konnte mir kein Augenarzt beantworten). Ich erfülle außerdem nicht die modifizierten Diagnosekriterien nach Dandy, bin nun aber von einer Assistenzärtzin der Unilinik in der Umgebung diagnostiziert worden, da mein Hirndruck bei einer Lumbalpunktion 27 cm H2O betrug und somit über das Maximum von 25 cm H2O hinausgeht und in der MRT/Orbitasonographie auch eine Erweiterung des Subarachnoidalraums/Sehnervkopfs erkennbar ist (in der MRT sind die Erweiterten Liquorräume seit 2015 in allen Kontroll-MRTs aufgetaucht, meine erste Retrobulbärneuritis/Sehstörung hatte ich jedoch erst in 2018, komisch). Mein Neurologe meinte es könnte eine Anomalie sein, die dafür sorgt, dass meine Liquorräume erweitert sind. Insgesamt ist er mit dem Krankheitsbild jedoch auch leider überfragt und sagt das auch offen. Was ich schätze.

Die Lumbalpunktion mit 25 ml Liquorablass brachte keine Besserung meiner Symptome. Auch der Sehnervkopf hat sich danach kaum verkleinert (lt. Arzt ist der Ultraschall sehr ungenau, sodass unklar ist, ob es einfach eine Messungeanauigkeit ist oder eine kleine Besserung von 8,00 auf 7,8 Millimeter und 8,6 auf 8,2 Millimeter).

Nach zwei Monaten Einnahme von Glaupax (1000 mg) bemerke ich auch hier keinen Unterschied zu vorher. Lt. Augensonographie hat sich der Sehnervkopf etwa 0,2 bis 0,3 Millimeter reduziert.

Im Gespräch mit der Ärztin wurde mir gleich eine Shunt-OP von nahegelegt, da (Originalton) ich das Medikament nicht ewig nehme könnte. Lt. damaliger Absprache mit einem Oberarzt war jedoch die Einnahme von Glaupax, mit möglicher Dosissteigerung, und ein Gewichtsverlust geplant.

Ich fühle mich in der Uniklinik, in der ich bin leider sehr schlecht beraten und meine Fragen werden leider auch nicht beantwortet, da meine Ärztin keine Antworten auf sie weiß. Ein Konsil in die Augenklinik, das vorgeschlagen wurde, gibt es jetzt auch nicht. Mein Fall geht einfach dort unter, ohne groß angeschaut zu werden. Das einzige, das ich höre ist, dass es zu komplex ist und keiner genau weiß, wovon nun was ist.

Deshalb bin ich skeptisch und mir nun auch unsicher, ob die Missempfindungen im Gesicht eher auf den MS-Schub frontal rechts hinweisen oder einen "möglichen" Hirndruck. Wäre es möglich, dass ich mir den Gesichtsnerv verletzt habe, durch einen Eispack, den ich für eine lange Zeit, ohne Schutz (ich weiß, das sollte man nicht tun), auf der Stirn hatte? Ich hatte damals Augenschmerzen und ein ausstrahlendes Spannungsgefühl auf die Augenbraue und empfand die Kühlung der Stirn als sehr angenehm. Die Missempfindungen traten leider auch im zeitlichen Zusammenhang damit auf.

Vielen lieben Dank im Voraus

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Deine Frage beantwortet

Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|15. Juli 2022

Sehr geehrte Amy,

zum einen ist der rechts frontale Herd anatomisch nicht für die Störungen in der rechten Gesichtshälfte verantwortlich. Der neue Herd zeigt allerdings, dass die MS aktiv ist und demnach eine Behandlung sinnvoll erscheint.

Die idiopathische intrakranielle Hypertension (IIH) kann man behandeln ! Hier ist in erster Linie nicht eine medikamentöse Therapie sondern eine drastische Gewichtsreduktion angezeigt. Nur wenn diese nicht hilft und die Visusstörung zunimmt, muss über andere Verfahren nachgedacht werden. trennen Sie beide Erkrankungen und besprechen Sie stets nur eine , da sonst alles durcheinander geht. Regelmäßig wäre eine VEP Untersuchung sinnvoll, die die Funktion der Sehbahn prüft und im Verlauf zeigt, ob eine RBN auftritt oder besteht. Auch eine OCT Untersuchung kann weiter helfen. 
Mit freundlichen Grüßen 

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