Diagnose sicher?
Ich (51 Jahre) hatte bereits 2014 eine einzelne LÀsion im SchÀdel-MRT. Vor einem Jahr wurde dann in einem HWS-MRT wegen Spinalkanalstenose ein zervikaler Demyelinisierungsherd entdeckt. Im Folgenden ergab sich die Diagnose MS durch ein SchÀdel-MRT (12 supratentoriell gelegene Demyelinisierungsherde vorwiegend juxtakortikal sowie geringer ausgeprÀgt auch periventrikulÀr, keine Schrankenstörung nach Kontrastmittelgabe oder pathologische Diffusionsstörung, LÀsion frontal von 2014 unverÀndert). Ein Kontroll-MRT ein halbes Jahr spÀter ergab neue LÀsionen.
BWS-MRT, VEP und neurologische Untersuchung bis auf ein SchweregefĂŒhl in den Halteversuchen unauffĂ€llig.
Bei der Liquordiagnostik auffÀllig waren:
Albumin (L) 44,1 (Normwert: <=35)
ANF, AAk: ANA-Screening 1:80 (1 â 80 Titer)
EiweiĂ (L) 58,9 (15-45)
IgG (L) 6,2 (<= 3,4)
Albuminquotient 8,9 (<= 7,5)
Erythrozyten/Hb (L) 100 (<=5)
Serum-Focussierung: keine oligoklonalen Ig-Banden nachweisbar.
Liquor-Focussierung: keine oligoklonalen Ig-Banden nachweisbar
Es besteht eine grenzwertige Störung der Blut-Liquor-Schrankenfunktion. Kein Hinweis auf intrathekale IgG-Synthese.
Beschwerden habe ich relativ geringfĂŒgig, immer wieder Drehschwindelattacken und Fatigue seit 2009, HĂŒpfen rechts verplumpt und muskulĂ€re Verkrampfungen (CK-Wert hĂ€ufig erhöht, 690 max.) seit 2014.
Nun soll eine medikamentöse Therapie begonnen werden, aber da es mir gut geht und auch keine oligoklonalen Banden nachweisbar waren, frage ich mich, ob die Diagnose ĂŒberhaupt richtig ist.
Danke im Voraus fĂŒr Ihre EinschĂ€tzung.
Deine Frage beantwortet
Hallo Hermes,
heute wird die MS-Diagnose ast nur noch mit den McDonaldkriterien (MK) gestellt. dies beinhaltet Zitat: "Falls die Kriterien erfĂŒllt sind und keine bessere ErklĂ€rung fĂŒr die klinische PrĂ€sentation besteht, ist die Diagnose MS. Falls der Verdacht besteht, die Kriterien jedoch nicht vollstĂ€ndig erfĂŒllt sind, lautet die Diagnose mögliche MS. Falls wĂ€hrend des Diagnoseprozesses eine andere Diagnose die Befunde der klinischen PrĂ€sentation besser erklĂ€rt, lautet die Diagnose keine MS" .
Da sie keinen Schub erwĂ€hnen, gehe ich davon aus das keiner auftrat. Folglich geht es um eine primĂ€r progressive MS. Die bildgebenden Kriterien und das Zeitkriterium sind lt. der aktuellen Revision der MK erfĂŒllt, oligonklonale Banden fanden sich zwar nicht aber eine (ausschlieĂlich?) intrathekal erhöhte IgG-Produktion, also ein positiver Liquorbefund, sofern die inthrathekal erhöhten IgG nicht durch eine Schrankenstörung erklĂ€rbar sind (m.E. nicht). Falls die erweiterte Ausschlusdiagnostik (anderer Differentiaildiagnosen) keinen Treffer zeigte, muss man von einer MS ausgehen.
MfG
Vielen Dank, Herr Dr. Sievers. Genau, IgG war nur im Liquor erhöht, nicht im Serum.
Meine Ărztin geht von einem schubförmigen Verlauf aus. Die SchĂŒbe verliefen dann unbemerkt bzw. ich hatte mehrfach starke Schwindelepisoden als die MS noch nicht bekannt war. Ich habe bis jetzt keinen progredienten Verlauf, mein Zustand heute ist wie vor 10 Jahren. Meine Ărztin hat mich vor die Wahl gestellt: Teriflunomid oder Dimethylfumarat. Sie tendiert zu Dimethylfumarat, ich trotz Bluthochdruck zu Teriflunomid, da ich einen hohen JC-Virus Titer (2.5) habe. Mir geht es relativ gut und ich möchte kein Risko eingehen. Oder wĂŒrden Sie dem JCV-Titer keinen so hohen Stellenwert beimessen?
Freundliche GrĂŒĂe
Deine Frage beantwortet
Unbemerkte SchĂŒbe sind keine, aber kann u.U. die Schwindelattacken retrtospektiv als SchĂŒbe bewerten, z.B. wenn sie lĂ€nger als 24 Stunden unverĂ€ndert anhielten. Der JCV-Titer spielt eigentlich nur eine Rolle bei 2 anderen Medikamenten. Aber Vorsicht ist die Mutter...
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