PatientIn „Nia“ | 14. Nov. 2022

Vor etwa zwei Wochen verschlechterte sich die Sicht meines rechten Auges (sehen wie durch eine Nebelwand und Lichtempfindlichkeit – aktuelles Sehvermögen 40%).

Untersuchungen beim Augenarzt und Neurologen (VEP Messung, Augenhintergrund usw.) schlossen eine SehnerventzĂŒndung aus. So auch das heute durchgefĂŒhrte MRT.

ZunĂ€chst wurde der Verdacht auf MS "ausgeschlossen" (VEP Messungs-Ergebnis wĂŒrde nicht darauf hinweisen) und nun nach dem heutigen MRT ist dieser Verdacht wohl wieder da.

Ich möchte mich keiner Lumbalpunktion unterziehen, da ich u.a. unter starken AngstzustÀnden leide und mir dies psychisch derzeit nicht zutraue.

Zudem fĂŒhle ich mich in den WidersprĂŒchlichkeiten der verschiedenen Vermutungen gefangen.

Zum MRT wurde ich geschickt mit dem Verdacht auf NAION und/oder „diskreter Subakuter IschĂ€mie im Posteriorstromgebiet linkshemisphĂ€risch“

Beides wurde im MRT entkrĂ€ftet, ebenso die SehnerventzĂŒndung.

Ein Teil des Befundberichts lautet: „ 
T2-gewichtet im supratentoriellen Marklager beidseits Nachweis mehrerer kleiner Glioseherde periventrikulĂ€r an den Seitenventrikeln, bifrontal und links okzipital betont und jeweils ohne Kontrastmittelanreicherung, jeweils eher postentzĂŒndlichr Genese, ED LĂ€sionen hier nicht auszuschließen. Keine wesentliche Marklagerungsdegeneration periventrikulĂ€r entlang der Seitenventrikel, vaskulĂ€re Genese der Gliosherde wenig wahrscheinlich.
Gliosen im Balken und infratentoriell lassen sich jedoch nicht abgrenzen.“

Darum soll die Lumbalpunktion zum Auschluss einer ED durchgefĂŒhrt werden.

Meine Fragen:
WĂ€re es im Rahmen des Möglichen, dass die Glioseherde durch vergangene sehr starke NasennebenhöhlenentzĂŒndungen entstanden sein könnten? Ich hatte im Mai 2021 eine Nasenoperation wo extrem viele und große Eiterherde aus Kieferhöhlen, Siebbeinzellen und Keilbeinhöhlen usw. entfernt wurden, da ich jahrelang unter chronischer Sinusitis litt.

GĂ€be es noch andere Verfahren außer der Lumbalpunktion (spezielle Blutuntersuchungen o.Ă€.) um MS auszuschließen/zu bestĂ€tigen?

Ich bin 53 Jahre alt und habe keinerlei weitere Beschwerden außer dem typischen HWS Syndrom und normalen RĂŒckenbeschwerden, die wohl so ziemlich jeder Mensch mittlerweile hat 
.
Der Rest des langen Befundberichtes liest sich normal und unauffÀllig.

Vielen lieben Dank fĂŒr Ihre Hilfe
Nia

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Deine Frage beantwortet

Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|09. Dez. 2022

Sehr geehrte Nia,

zunĂ€chst einmal ist es ungewöhnlich, dass bei einem derart starken Sehverlusst keiner der FachĂ€rzte (incl. VEP) eine Ursache finden kann. Wenn dann auch noch ein unauffĂ€lliges MRT von SchĂ€del durchgefĂŒhrt wurde, dass keine Hinweise auf eine RBN oder eine LĂ€sion im Bereich der Sehbahn hindeutet, dann kann fĂŒr mich eine organische Ursache der Sehstörung nicht bestehen.
Zur Diagnose einer MS ist eine Liquoranalyse nicht zwingend erforderlich. Sie dient mehr oder minder dem Ausschluss anderer Erkrankungen, die Àhnliche VerÀnderungen wie eine MS verursachen können. Auf der anderen Seite wÀre eine typische Liquor-Proteinanalytik hilfreich zur Bewertung der MRT-VerÀnderungen. Mit zunehmendem Alter können im Gehirn Gliosezonen auftreten, die nicht gleich eine Krankheit bedeuten (salopp sagt man 1 LÀsion pro Lebensjahrzehnt).
Eine NasennenbenhölenentzĂŒndung macht keine Glioseherde im Gehirn. Die Diagnose einer MS wird durch Anamnese, klinische Untersuchung, elektrophysiologische Untersuchungen und MRT gestellt. Wichtig sind Verlaufsuntersuchungen und wie gesagt die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen

PatientIn „Nia“ | 15. Nov. 2022

Vielen lieben Dank fĂŒr Ihre Antwort.

BezĂŒglich der Augen stand im ersten Arztbrief:

Bei initialer ophtamologischer Vorstellung und dem Verdacht eienr RetrobulbĂ€rneuritis fĂŒhrten wir eine VEP Messung durch, welche den Nachweis einer axonalen NervenschĂ€digung erbrachte, welche eher gegen eine entzĂŒndliche Genese spricht (Anmerkung: lt. aller konsultierten Ärzte wĂ€re eine MS mit Sehverlust eher von entzĂŒndlicher Genese
. )

Im MRT:
Regelrechte Darstellung der Orbitae, Bulbi, RetrobulbĂ€rrĂ€ume, beidseits keine Hinweise auf eine retrobulbĂ€re Raumforderung. Die Nervi optici seitensymmetrisch und unauffĂ€llig zur Abbildung kommend, kein wesentliches FlĂŒssigkeitssignal in den Nervenscheiden der Nervi Optici und hier auch keine Kontrastmittelanreicherungen. Symmetrische Signalgebung der Augenlinsen. Das Chiasma opticum zeigt sich unauffĂ€llig. Keine Hinweise auf pathologische VerĂ€nderungen der Augenmuskulator.

Ich stehe aktuell unter einem extrem hohen Stresspegel, habe Stress - und Angst bedingten Verspannungen und fĂŒhle mich sehr starkt unter Druck gesetzt.

Mein Blutdruck kommt kaum noch auf ein normales Niveau.

Auf der einen Seite möchte ich die Punktion auf ĂŒberhaupt keinen Fall machen, auf der anderen Seite fĂŒhle ich mich, als hĂ€tte man mir nun einen Zweifel eingepflanzt und sollte ich es NICHT durchfĂŒhren lassen, könne ich wichtige Vorkehrungen verpassen
.

Diese Stresssituation kann auch nicht gesund fĂŒr den Körper sein, ich kann meinen Denk – und Zweifelapparat einfach nicht ausstellen.

Ich gehe wegen eines Augenproblems zum Arzt und letztendlich zum Ausschluss von Infarkten und Hirntumoren (fĂŒr mich selbst) zum MRT und nun sowas.

Mein aktueller Plan wĂ€re nochmals Augenarzt, Neurologe/Psychater fĂŒr weitere evozierte Potentiale und ggf. die ÜberprĂŒfung von NFL Biomarker im Blut.

Welche „harmlosen“ Ursachen gĂ€be es den fĂŒr „mehrerer kleiner Glioseherde“ in den betreffenden Regionen?

Aussage des Arztes bei Besprechung war: Wenn es kein ED ist, sind die völlig harmlos

Dennoch wĂŒsste ich gerne wo solche Teile „jeweils eher postentzĂŒndlicher Genese“ herkommen könnten, wenn nicht von unangehmen Krankheiten
.

Liebe GrĂŒĂŸe und ganz lieben Dank fĂŒr Ihre Hilfe
Nia

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Dr. med. Detlev Schneider
Neurologe|09. Dez. 2022

Sehr geehrte Nia,

habe gerade eben erst Ihre Nachfrage gesehen.
Kleine Gioseherde können mit zunehmendem Alter völlig unspezifsch ohne Krankheitswert auftreten. NatĂŒrlich können auch kleiner Durchblutungsstörungen solche VerĂ€nderungen machen. Stets sollte man prĂŒfen, ob man dazu vaskulĂ€re Risikofaktoren hat (Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, ...) und sollte diese verbessern. Manchmal finden wir aber auch keine konkrete Ursache. Es bleibt nichts anders ĂŒbrig, als im Verlauf immer wieder mal neu eine Kontrolluntersuchung zu machen.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen

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