Adams Umgang mit der psychischen Belastung durch die MS
Du hast von Fatigue und kognitiven Einschränkungen gesprochen. Wie gehst Du mit diesen Symptomen um?
Anfänglich habe ich sie nicht wahrgenommen bzw. wollte sie nicht wahrnehmen. Mal war ein zu wildes Wochenende der Grund oder das Stresslevel war zu hoch. Wirklich geholfen hat mir die Muskelentspannung nach Jacobson (Anmerkung der Redaktion: Dabei handelt es sich um eine wissenschaftlich fundierte und leicht zu lernende Entspannungstechnik mit abwechselnder An- und Entspannung der Muskulatur). Diese habe ich 2013, ebenfalls bei einer Reha, kennengelernt. Die Übungen helfen mir, abzuschalten. Generell bin ich allen Therapieoptionen gegenüber sehr offen, die mir bei meinen Erkrankungen helfen können. Gerade bei den unterstützenden Therapien gibt es ja einiges, worauf man zurückgreifen kann und wovon ich auch zahlreiche mitgemacht habe.
Und auch, wenn es banal klingt: Mir helfen Pausen. Ich bin immer noch sehr aktiv. Ich arbeite Vollzeit, engagiere mich ehrenamtlich an drei verschiedenen Stellen, u. a. als Schwerbehindertenvertreter in meinem Betrieb, und ich bin Hundebesitzer. Parallel gehe ich zweimal die Woche zur Ergo- und Physiotherapie. Daher sind Pausen unglaublich wichtig fĂĽr mich. Selbst wenn es nur ein Glas Wasser ist, fĂĽr das ich mir dann 20 Minuten Zeit nehme.
Du hast erwähnt, dass Deine beiden Diagnosen Schockmomente in Deinem Leben waren. Wie hast Du die Kraft gefunden, sie zu verarbeiten?
Mein Vater hatte einen großen Anteil daran. Er hat mir aufgezeigt, dass es immer weitergeht. Ja, ich könnte jetzt auf der Couch liegen und dort versauern, aber dadurch wird meine Situation ja nicht besser.
Trotzdem litt und leide ich unter Depressionen und Verdrängung. Deswegen befinde ich mich in psychologischer Behandlung und nehme Medikamente. Das hat mir geholfen, meine negative Denkweise unter Kontrolle zu bekommen. Denn dadurch wurde die Situation für mich nur noch schlimmer und ich bin in eine Negativspirale geraten, die ich selbst nur schwer verlassen konnte. Da war dann alles außerhalb des Bettes bzw. Sofas negativ und schlecht. Dank meiner Behandlung ist es nach und nach besser geworden. Ich kann meine Gedanken jetzt besser auf das Wesentliche fokussieren und steigere mich nicht mehr so sehr in fiktionale Probleme hinein.