Daniels Tipp für alle Sportmuffel, nicht nur mit MS: Setzt euch klare und erreichbare Ziele!
Was würdest Du anderen Sportmuffeln raten, um Sport effektiv in ihren Alltag einzubinden?
Findet etwas, dass euch Spaß macht und belohnt euch ruhig nach dem Sport. Wenn ihr zum Beispiel gerne im Wasser seid, dann geht Schwimmen und danach in einem Solebecken entspannen oder habt Spaß auf der Rutsche. Oder wenn ihr gerne draußen seid und gerne spazieren geht, warum nicht mal Golf ausprobieren, um etwas zusätzliche Bewegung unterzubringen. Es bringt nichts euch bei Neujahr im Fitnessstudio anzumelden, wenn ihr schon beim dritten Mal hingehen keinen Spaß mehr daran habt. Dann investiert das Geld lieber in ein gutes Fahrrad und erkundet damit eure weitläufige Umgebung. Das kann gerade bei Städtern echte Urlaubsgefühle wecken, wenn ihr auf einmal zwischen Wäldern, Feldern und Kühen seid.
Ein anderes gutes Motivationsmittel sind Erfolge. Setzt euch ein erreichbares Ziel. Das muss auch nicht gleich der 10-km-Lauf sein. Es reicht auch 5 Minuten zu joggen, dann 5 Minuten Gehen u.s.w. Da kommt schon eine gute Strecke zusammen. So habe ich auch meine Familie zum Joggen bekommen. Mein ältester Sohn, begeisterter Fußballer und Fitness-Fan, hängt mich inzwischen sogar ab.
Gibt es für Dich einen Wettkampf, den Du als Deinen heiligen Gral bezeichnen würdest?
Ja, den gibt es und ich bin glücklich ihn für mich auch schon erreicht zu haben: Die Teilnahme an der Challenge Roth. Das war ein einschneidendes Erlebnis für mich. Das ist kein normales Ereignis. Das ist wie Woodstock für Sportler, das Triathlon-Mekka der Welt. Da ist von Donnerstag bis Montag den gesamten Tag Party. Die Teilnehmer kommen von überall her, nur um bei diesem Triathlon mitzumachen. Das ist der Wahnsinn, was die Sportler dort leisten. Beim ersten Mal habe ich Schwimmen und Radfahren ausgelassen und mich voll auf den Lauf konzentriert. Ich habe mich vorbereitet und lange trainiert. Ich war fit. Gleichzeitig war ich von Menschen umgeben, die um 7 Uhr mit Schwimmen gestartet sind, dann die Radstrecke hinter sich gebracht haben und mich dann mit einem Grinsen über beide Backen beim Marathon überholt haben. Und ich dachte mir nur: „Ok, das will ich auch.“
Also habe ich weiter trainiert und mich nach und nach gesteigert. Ganz nebenbei tat das meiner Gesundheit gut, ich fühlte mich fitter und mein Körper konnte mehr leisten. Inzwischen habe ich diese Challenge 6-mal mitgemacht. Davon 3-mal als Einzelstarter. Auch wenn man dort nie wirklich allein kämpft. Ich hatte mal den Fall, dass ich ein paar Kilometer vor dem Ziel aufgeben wollte. Da hat sich mir ein anderer Läufer angeschlossen und mich so lange angefeuert, bis wir beide durchs Ziel sind.
Ich muss aber auch zugeben, dass ich durchaus zum Runners High neige, übertrieben gesagt also sowas wie eine kleine Sucht nach Sport entwickelt habe. Das habe ich jetzt vor kurzem zu spüren bekommen. Ich wurde bei einem schweren Verkehrsunfall verletzt und musste daher lange Zeit aussetzen. Als ich gerade wieder mit dem Sport anfangen wollte, kam dann eine Corona-Infektion dazwischen, wodurch ich weitere 6 Wochen Zwangs-Pause machen musste. Gerade in der ersten Zeit wurde meine Stimmung ohne den Sport von Tag zu Tag schlechter. Bis ich quasi den „Entzug“ hinter mir hatte. Jetzt habe ich das umgekehrte Problem. Mit dem inneren Schweinehund auf der Couch kuscheln ist leider auch schön.
Wie überwindest Du denn diesen inneren Schweinehund?
Beim ersten Mal, muss ich zugeben, war es pures Glück. Das war während der Lockdownzeit, als es keine Wettkämpfe und damit für mich wenig Motivation gab. Da wurde der Schweinehund nicht ganz so groß, weil ich mir die Herausforderungen online bei digitalen Läufen gesucht habe.
Nach der unfallbedingten Zwangspause ist es schwieriger, da ich aus gesundheitlichen Gründen schlichtweg nichts machen konnte. Also nutze ich eiskalt meinen Ehrgeiz aus. Und da kommen die Ziele, die ich vorhin erwähnt habe, ins Spiel. Ich habe mich einfach für die nächsten Wettkämpfe angemeldet, so dass mir nichts anderes übrigbleibt als zu trainieren. Das funktioniert aber noch nicht so gut, wie ich es gerne hätte. Daher will ich in meinem Urlaub die Zeit nutzen, um wieder regelmäßig aktiv zu sein und den Spaß wieder zurückgewinnen. Man spricht ja von den berühmten 14 Tagen, die Gewohnheiten brauchen, um sich zu verfestigen. Und ich muss eben in den sauren Apfel beißen, wieder von vorn anfangen und diese 14 Tage in Angriff nehmen.
Hältst Du Deinen Arzt über Deine sportlichen Erfolge auf dem Laufenden? Was sagt er oder sie dazu?
Tatsächlich nur bei den mittlerweile sporadischen Kontrollterminen. Er selbst erzählt auch anderen Patienten von mir und freut er sich über meine Leistungen. Aber letztendlich achte ich selbst darauf, wo meine Grenzen liegen. Immer. Ich habe einen Trainingsplan von meinem Trainer, den ich befolge. Aber ich habe auch kein Problem damit, wenn meine Tagesform mir mal nicht erlaubt das zu machen was dasteht. Dann kann es auch schon vorkommen, dass ich den gesamten Tag keinen Sport mache oder nur sehr wenig. Das hat den Nebeneffekt, dass man lernt, besser auf den eigenen Körper zu hören. Ob es heute eher ein guter oder eher ein schlechter Tag ist.